"Magische Pilze" der Spezies Psilocybe allenii aus Nordamerika. Das von den Pilzen hergestellte Halluzinogen dürfte dafür sorgen, dass Insekten den Appetit verlieren.

Foto: Ohio State University/Nightflyer, Mushroom Observe

Columbus – Insgesamt rund 180 Pilzarten sind weltweit bekannt, die eine LSD-ähnliche Wirkung entfalten können, wenn man sie verzehrt: Die Konsumenten der "Magic Mushrooms" berichten von allerlei Wahrnehmungsveränderungen und Halluzinationen. Während Forschern die Quellen dieser "Magie", die Substanzen Psilocybin und Psilocin, schon länger bekannt ist, war der Grund, warum die Pilze diese Stoffe produzieren, bisher dagegen rätselhaft.

Nicht verwandt und doch ähnlich

Auffällig ist, dass Arten, die Psilocybin enthalten, vielfach nicht näher verwandt sind. Um die Beziehungen dieser völlig verschiedenen Pilze untereinander zu beleuchten, hat ein Wissenschafterteam um Jason Slot von der Ohio State University drei psychoaktive Pilzspezies mit ihren jeweiligen nicht-psychedelischen Verwandten genetisch verglichen.

Das im Fachjournal "Evolution Letters" präsentierte Ergebnis könnte nun die Frage beantworten, welche Vorteile die halluzinogenen Stoffe den Pilzen verschaffen: Die Forscher entdeckten in allen drei "magischen Pilzen" eine bestimmte Gruppe von fünf Genen, die sie sich im Laufe der Evolution vermutlich durch horizontalen Gentransfer angeeignet haben – und zwar in einer Umwelt, in der es von pilzefressenden Insekten nur so wimmelte.

Weniger Risiko, gefressen zu werden

Psilocin wirkt nämlich nicht allein auf die Gehirne von Menschen, die Substanz verändert auch neuronale Prozesse bei Gliedertieren. Wie Slot und seine Kollegen bei Fliegen zeigen konnten, wirkt sie auf diese nicht primär halluzinogen, sondern unterdrückt vor allem ihren Appetit. "Wir vermuten, dass die Pilze die psychoaktiven Stoffe hervorgebracht haben, weil das das Risiko senkt, von Insekten aufgefressen zu werden", meint Slot.

Damit werden die Pilze mit Psilocybin und Psilocin für ihre Fressfeinde nicht einfach nur giftig oder verschaffen sich damit einen üblen Geschmack. "Sie verändern die Abläufe im Gehirn der Insekten zu ihrem eigenen Vorteil", so Slot. (tberg, 3.3.2018)