Vero wird plötzlich gehypt und gilt als Alternative zu Instagram und Twitter.

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Viele Instagram-Nutzer zeigen sich über die zunehmende Werbung verärgert. Nun gibt es den Schwung zu einer Alternative: Vero. Die App, auf der man Fotos und Links teilen und Empfehlungen für Bücher abgeben kann, läuft ohne Werbung und wird nicht durch Algorithmen gesteuert. Der plötzliche Hype sorgt jedoch für technische Probleme bei den Entwicklern.

Keine Werbung und kein Algorithmus

Die App sieht aus wie Instagram, nur in anderer Farbe. Liken kann man hier wie da mit einem Herzchen. Neben Fotos und Videos ist es möglich, Links zu teilen und Bücher zu empfehlen. Und dabei stört auch kein Algorithmus, der die Timeline anpasst. Alles ist chronologisch aufgebaut. Vero wirkt authentisch und "wahr", wie schon der lateinische Name der App betonen soll.

Ayman Hariri, der Sohn des ehemaligen libanesischen Premierministers Rafik Hariri, zählt zu den Gründern und nennt die vermehrt auftauchende Werbung in den sozialen Netzwerken als Auslöser für die Idee zu Vero.

Gründer bezahlte eigene Arbeiter nicht

Bei Betrachtung seines Werdegangs stellt sich die Frage, ob dahinter noch andere Motivationen stehen. Der Milliardär war unter anderem stellvertretender Geschäftsführer des Familienunternehmens Saudi Oger. Während seiner Zeit berichtete Reuters über die fatale Situation der Angestellten.

Demnach mussten diese in Arbeitercamps leben, wurden nicht bezahlt und schlussendlich vom Staat selbst mit Grundnahrungsmitteln versorgt. Hinzu kommt, dass Hariri russische Entwickler für die Herstellung der App anheuerte und sich nun auf einer Werbetour befindet, bei der er Vero als "das neue Facebook" bezeichnet.

Hype durch Influencer?

Der aktuelle Hype wirft aber auch einige Fragen auf, immerhin ist die App bereits seit 2015 verfügbar. Die einen sehen sogenannte Influencer dafür verantwortlich. Das sind Personen, die aufgrund ihrer starken Präsenz in sozialen Netzwerken für Werbung und Vermarktung infrage kommen. Sprich, sie werden von einem Unternehmen dafür bezahlt, positiv über ein Produkt zu sprechen. Einige der Betroffenen wiesen die Anschuldigungen in diesem Fall jedoch zurück.

Erste Millionen Mitglieder gratis

Ein weiterer Grund des Hypes könnte die kostenlose Mitgliedschaft für die ersten Millionen Accounts sein. Vero möchte weiterhin werbefrei bleiben und sich durch Mitgliedsbeiträge finanzieren. Nachdem das Kontingent der Millionen Gratisaccounts ausgeschöpft ist, soll eine Art Abomodell eingeführt werden.

Wie viel das kosten würde, ist noch nicht bekannt, aber in den sozialen Netzwerken verbreitet sich die Nachricht, dass man noch jetzt aufspringen solle, solange es kostenlos ist.

Doch kein Paradies – Abgabe von Rechten

Um sich anzumelden, muss man Vero die eigene Telefonnummer verraten. Laut dem Unternehmen werden diese Daten aber nicht weitergeben, auch sonst versuche man möglichst wenige Daten zu sammeln, versichern die Betreiber. Die Nutzungsbedingungen könnten allerdings ein konkretes Problem für Künstler und Fotografen sein, weil sie ihre Inhalte damit dem Unternehmen zur kostenfreien Verwendung und Modifizierung überlassen. Das ist allerdings auch bei vielen anderen sozialen Netzwerken der Fall.

Technische Probleme

Der plötzliche hohe Zulauf zu der App führt zu technischen Schwierigkeiten. Nutzer beklagen sich über Log-in- und Post-Probleme. Einige greifen dabei frustriert wieder auf Twitter oder Instagram zurück.

Am offiziellen Account auf Twitter entschuldigte sich Vero mehrmals und versprach, sich um die Probleme zu kümmern. (sem, 5.3.2018)