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Sport unter den Augen des Obersten Führers des Iran, Ayatollah Ali Khamenei (rechts), und des Staatsgründers Ajatollah Khomeini.

Foto: ap/Ghasemi

Teheran – Der Präsident des iranischen Ringerverbandes trat am Mittwoch zurück, nachdem er kritisiert hatte, dass die Sportler die Konsequenzen des bestehenden Verbots gegen israelische Gegner anzutreten, zu tragen hätten. "Manchmal ist Rücktritt der beste Auftritt. Ich kann nicht lügen", schrieb Rasul Chadem in einer Presseerklärung. Ohne direkt auf die anti-israelische "Sportpolitik" des Iran einzugehen, beschrieb der Olympiasieger von 1996 seine weitere Arbeit im Verband als belanglos.

Neben Chadem, der erst vor zwei Monaten für eine weitere Amtszeit wiedergewählt worden war, legten nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA auch die Führungsgremien des Ringer-Verbands (Freistil, Griechisch-Römisch) ihre Funktion zurück.

Hintergrund ist das Verbot für iranische Sportler, wegen der antisemitischen Haltung des Regimes und aus vorgeblicher Solidarität mit Palästina gegen israelische Sportler anzutreten. In diesem Zusammenhang wurde Anfang des Jahres gegen den U23-Freistilringer Ali-Reza Karimi eine sechsmonatige internationale Sperre verhängt.

Schluss mit dem Theater

Er musste bei der WM in Polen 2017 auf Anweisung seiner Trainer im Halbfinale verlieren, weil er danach gegen den Israeli Uri Kalaschnikow hätte antreten müssen. Der Betreuer wurde für zwei Jahre gesperrt. Chadem hatte damals einen Protest angekündigt und Druck vonseiten des Internationalen Olympischen Komitees für die Sperre verantwortlich gemacht. Das IOC, so Chadem, werde maßgeblich von großen politischen und wirtschaftlichen Mächten beeinflusst.

Die Praxis des Israel-Boykotts sorgt im Iran immer wieder für heftige Diskussionen. Chadem hatte gesagt, es könne nicht sein, dass Sportler sich jahrelang auf ein internationales Turnier vorbereiteten, um dann wegen der Politik nicht antreten zu dürfen oder einen Kampf verlieren zu müssen. Es wäre besser, so Chadem, wenn die Iraner sich offen zu ihrer Position bekennen würden, anstatt vorgeschobene Gründe zu erfinden und Theater zu spielen. Es müsse eine "grundlegende Lösung" in der Sache gefunden werden.

"Konsequenzen tragen"

"Wenn wir mit der Politik weitermachen müssen, nicht gegen Athleten des zionistischen Regimes (Sprachregelung zur Bezeichnung des Staates Israel, dessen Existenz der Iran leugnet und dem das Mullah-Regime immer wieder mit Vernichtung droht; Red.) anzutreten, darf die Verantwortung dafür nicht von den Sportlern und Trainern getragen werden", sagte Chadem laut INSA im Radio. "Einen Athleten zu zwingen, eine Niederlage zu akzeptieren oder die ganze Nacht herumzulaufen, um ein ärztliches Attest aufzutreiben, ist nicht in Ordnung." Stattdessen müsse der sich der Iran "ehrlich verhalten und die Konsequenzen tragen."

Das Sportministerium lehnte Chadems Rücktritt zunächst ab und will mit dem zweifachen Ex-Weltmeister (1994 und 1995) nochmals das Gespräch suchen. Ringen ist neben Fußball die beliebteste Sportart im Iran. Der 45-jährige Chadem genießt als erster Olympiasieger der Islamischen Republik Iran (1996 in Atlanta) in seiner Heimat Legendenstatus.

Seit der islamischen Revolution 1979 sind immer wieder iranische Sportler Wettkämpfe mit Israelis ausgewichen, entweder aus eigenem Antrieb oder unter Druck der Behörden. (bausch, APA, 28.2. 2018)