Julian Assange, Wikileaks-Gründer.

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Mit düsteren Worten hat Wikileaks-Gründer Julian Assange das 14. Grazer Elevate-Festival eröffnet. "Die menschliche Politik ist am Ende", sagte der abgekämpft wirkende Assange am Mittwochabend unter Bezugnahme auf den wachsenden Einfluss künstlicher Intelligenz-Systeme auf die Meinungsbildung in aller Welt. Außerdem bezweifelte er, ob er mit seiner Arbeit letztlich wirklich etwas bewirkt hat.

Die mit Spannung erwartete Eröffnungsrede des Wikileaks-Gründers hatte mit rund einer halben Stunde Verspätung begonnen. In seinem vorbereiteten Statement ging es um die Rolle von Medien und Geheimdiensten. Im Gegensatz zu Ländern wie Syrien oder dem Irak werde in Ländern, die keinem Krieg ausgesetzt sind, Angst künstlich erzeugt. Das gelte auch für ihn sowie für andere Kritiker die politische Linke, die zwar wirtschaftlich und mit den Mitteln der Justiz bedrängt würden, aber dennoch nicht täglich um ihr Leben fürchten müssten.

Suche nach den Schuldigen

Als Schuldige dafür sieht Assange nicht so sehr die Politiker – so bezeichnete er etwa den umstrittenen US-Präsidenten Donald Trump als "gezähmt" -, sondern Konzerne wie Facebook und Google (die "Könige der Informationswelt") oder Geheimdienste wie die CIA, die täglich durch die Heraufbeschwörung von Angst "ihr Gift versprühen".

Gegen ihn erhobene Vorwürfe, er habe in seinen Äußerungen wiederholt antifeministische und antisemistische Anklänge erkennen lassen, bezeichnete er auf Publikumsfrage als "Nonsense". Zu anderen heißen Themen, etwa ob er sich direkt oder indirekt via Russland im US-Wahlkampf für Trump engagiert hätte, nahm Assange ebenso wenig Stellung, wie zum aktuellen Stand seiner Pläne. Indirekt machte er klar, dass er bei einem weiter aufrechtem britischen Haftbefehl nicht vorhat, die ecuadorianische Botschaft zu verlassen, in der er sich seit fast sechs Jahren ununterbrochen aufhält.

Zweifel

Über seine Arbeit mit der Enthüllungsplattform Wikileaks zeigte sich deren Gründer überraschend voller Selbstzweifel. Auf die Publikumsfrage "Hat es sich ausgezahlt?", sagte Assange, er könne das nicht einfach mit "Ja" beantworten. Persönlich sei die Arbeit mit Wikileaks zwar "emotional befriedigend" gewesen, aber letztlich komme es auf das Endergebnis an, und dieses sei noch nicht klar.

Elevate steht dieses Jahr unter dem übergeordneten Motto "Risiko/Courage". In den kommenden Tagen werden rund 110 teils sehr prominente, internationale Gäste das bisher umfangreichste Diskurs- und Musikprogramm bestreiten. Die Diskussionen – weitere Themen neben Whistleblowing sind Datenschutz, indigene Minderheiten, Klimawandel und Risiko von investigativem Journalismus – finden jeweils bei freiem Eintritt im Forum Stadtpark statt. Das am Samstag auf der Kasematten-Bühne geplante Musik-Open-Air mit Stars wie DJ Koze wurde wegen den herrschenden eisigen Temperaturen ins Orpheum verlegt. (APA, 1.3.2018)