Nach Sperren und anderen Sanktionen gegen eine Reihe rechter Youtube-Kanäle rudert die Plattform nun zurück.

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Es rumort gehörig in der Online-Sphäre der amerikanischen Alt-Right. Denn zahlreiche Youtube-Kanäle, die dem Spektrum zuzuordnen sind, wurden in den vergangenen Tagen gesperrt. Betroffen sind dabei auch größere Kanäle wie Anti-School oder Destroying the Illusion.

Andere bekannte Videomacher wurden verwarnt oder ebenfalls mit Sanktionen belegt. So wurden etwa zwei Clips von Infowars – Betreiber Alex Jones hat 2,3 Millionen Abonnenten auf Youtube – gelöscht und eine Verwarnung ausgesprochen. Bei einer dritten Verwarnung würden weitere Konsequenzen drohen. Einige der betroffenen Kanäle hatten nach dem Amoklauf an der Parkland Highschool in Florida die Verschwörungstheorie verbreitet, dass David Hogg ein bezahlter "Krisendarsteller" sei. Hogg, selbst Schüler in Parkland, hat sich nach dem Vorfall öffentlich für strengere Waffengesetze stark gemacht.

Die Sanktionen sorgten sichtlich...
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Die Betroffenen reagierten umgehend mit Zensurvorwürfen gegen Youtube und Plattformbetreiber Google. Sie wittern eine "linke" Verschwörung. Kritik gibt es auch am Southern Poverty Law Center. Die gemeinnützige Organisation hat sich unter anderem dem Kampf gegen Hasspostings verschrieben und soll laut einem unbestätigten Bericht des konservativen Daily Caller Teil des "Trusted Flaggers"-Programms zur manuellen Moderation von Videos sein.

Youtube spricht von Fehler neuer Moderatoren

Doch die Vermutung, dass Youtube seine Richtlinien erweitert oder sein übliches Vorgehen massiv verschärft hat, trifft nicht zu. Das Unternehmen erklärte laut Bloomberg nun, dass es sich um eine Panne handle. Man habe zahlreiche neue Moderatoren eingestellt. Manche von ihnen hätten die Richtlinien "falsch angewendet", was zur "versehentlichen Entfernung" von Videos geführt habe. Betroffene Clips sollen schnell wieder online gestellt werden. Welche Clips gelöscht bleiben und welche wiederhergestellt werden, verriet man nicht.

...für Unmut bei den Betroffenen, die Zensurvorwürfe gegen Youtube erhoben.
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Tatsächlich wäre ein Vorgehen, so wie es sich zuerst darbot, für Youtube sehr unüblich. In der Regel ergreift die Plattform nur Maßnahmen gegen einzelne Videos, etwa durch Löschung oder Sperre für bestimmte Regionen. Nur in Extremfällen werden ganze Kanäle temporär oder dauerhaft gesperrt.

10.000 neue Moderatoren

Youtube gehört zu den Plattformen, die in den vergangenen Jahren immer wieder für die Verbreitung von Falschnachrichten genutzt wurde. Dazu gab es auch immer wieder Fälle von unangemessenen Inhalten – darunter etwa verstörende und scheinbar automatisch generierte Cartoons, die oft von Kindern angesehen wurden. Im Dezember kündigte das Videoportal an, dass es in nächster Zeit 10.000 neue Moderatoren anheuern werde. (gpi, 11.03.2018)