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PR-Fachfrau Hope Hicks galt als enge Vertraute des Präsidenten.

Foto: REUTERS/Leah Millis

Im Orbit Donald Trumps gibt es zwei Kategorien von Beratern. Die einen gehören zur Familie – und laufen damit nicht Gefahr, bei einer Personalrochade im Weißen Haus unter die Räder zu kommen. Die anderen sitzen im Grunde permanent auf dem Schleudersitz. Kommunikationsdirektorin Hope Hicks gehörte so gut wie zur Familie. Umso lauter dröhnte der Paukenschlag, als sie in der Nacht zum Donnerstag zurücktrat.

Die PR-Fachfrau aus Connecticut jobbte zunächst für die Modemarke von Trumps Tochter Ivanka. Und obwohl sie über keinerlei politische Erfahrung verfügte, bot Präsidentschaftskandidat Trump der damals 26-Jährigen später eine Stelle im Kampagnenteam an.

Im September 2017 stieg sie zur Kommunikationschefin auf – binnen acht Monaten die Vierte, der Trump den Posten übertrug. Ihr schriller Vorgänger Anthony Scaramucci hatte nach bloß elf Tagen seinen Hut nehmen müssen.

Kommunikationschefs des Weißen Hauses haben dafür zu sorgen, dass von dort eine einheitliche Botschaft kommt. Praktisch ist das nahezu unmöglich, wenn der Präsident täglich alle durch spontane Tweets verwirrt; wenn sich rivalisierende Fraktionen in Machtkämpfen aufreiben und Interna an die Medien leaken. Das eigentlich Überraschende an der Personalie Hicks, sagen manche in Washington, ist die Tatsache, dass sie es so lange in der Schlangengrube aushielt.

Hicks, so raunen Insider, gehörte zu den wenigen, die Trump unter vier Augen widersprechen konnten, ohne Gefahr zu laufen, später abgekanzelt zu werden.

Mutmaßungen über Hicks

Kein Wunder, dass heftig spekuliert wird über die Gründe, die zu ihrem überraschenden Abgang führten. Es kursiert eine offizielle Version, nach der sie schon seit geraumer Zeit Ausschau nach Alternativen hielt. Nur glaubt das praktisch keiner.

Näher liegt, dass sie gehen muss, weil sie bei einer brisanten Anhörung im Kongress die Wahrheit sagte: Ja, ihr Job habe sie gelegentlich zu Notlügen gezwungen, räumte sie im Geheimdienstausschuss des Kongresses ein. Es war ein Moment seltener Aufrichtigkeit, dessen Folgen David Remnick vom New Yorker so kommentiert: "Im moralischen Universum Trumps konnte nicht das Lügen die Sünde sein, sondern allein das Eingeständnis der Lüge."

Hicks, dies scheint der Hintergrund für den Satz mit den Notlügen zu sein, lieferte die Textvorlage, als der Präsident eine heikle Begegnung zu einer Belanglosigkeit herunterzuspielen versuchte. Eine Begegnung, die Russland-Ermittler Robert Mueller noch einmal genau unter die Lupe nimmt. Im Juni 2016 empfing Trumps ältester Sohn Donald Jr. die russische Anwältin Natalja Weselnizkaja, die ihm belastende Informationen über Hillary Clinton in Aussicht gestellt hatte. Hicks musste mitfeilen an einer Erklärung, die im Nachhinein daraus ein Gespräch über die Adoption russischer Kinder machte.

Doch das scheinen nicht alle Personalprobleme Trumps zu sein: Sein Justizminister Jeff Sessions ließ sich am Mittwoch die Attacke des Präsidenten nicht gefallen, er habe die Untersuchung von Lauschangriffen auf einen früheren Trump-Berater verschleppt: Sessions richtete seinem Boss öffentlich aus, er erfülle seine Pflichten "mit Anstand und Ehre, in fairer und unparteiischer Weise". Es war nicht der erste Konflikt zwischen den beiden.

Schwenk bei Waffengesetz

Doch das ging fast unter neben dem überraschenden Plädoyer Trumps für Verschärfungen im Waffenrecht. "Wir müssen handeln", sagte Trump zwei Wochen nach einem "School Shooting" in Florida mit 17 Toten. An welche Maßnahmen er denke, ließ er offen. Ebenfalls unerwartet kam die Ankündigung des US-Einzelhandelsriesen Wal-Mart, das Mindestalter für den Kauf von Schusswaffen freiwillig auf 21 Jahre zu erhöhen. Kurz zuvor hatte schon die Sportladenkette Dick's Sporting Goods mitgeteilt, sie werde den Verkauf von Sturmgewehren und großen Magazinen beenden. (Frank Herrmann aus Washington, 1.3.2018)