Polyglotte Klangwelten: Komponist Thomas Pernes.

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Wien – Die Musikgeschichte lässt sich als freundlicher Disput stilistischer Dogmatismen verstehen, die in eine friedliche Synthese der Positionen münden, hat sich der Pulverdampf der Polemik einmal gelegt. Der Wiener Komponist Thomas Pernes trug diese pluralistisch anmutende Synthese quasi schon in sich. Fern jeder Festlegung auf eine "Richtung" setzt der Schüler von Roman Haubenstock-Ramati seine Ideen dabei im Ideal seines "Klangtheaters" um.

Pernes, 1956 in Wien geboren, brachte in seine Polystilistik auch Elemente der Volksmusik und des Jazz in Verbindung mit den Techniken der Moderne, wobei auch der Einsatz von Elektronik essenziell war. In seinem "Klangtheater" versuchte Pernes ferner, eine Form zu etablieren, bei der die Dramaturgie aus der Musik entwickelt wurde. Der Klang wurde vom "Diener" sozusagen zum echten Protagonisten.

Zustände statt Handlung

Statt einer Handlung im linearen Erzählsinn gab es die Darstellung von Zuständen. Gefühle, Zitate, Assoziationen, die eine abstrakte Ganzheit ergaben. Alles begann mit dem Streichquartett 1976 im Konzerthaus, führte zu den Wiener Festwochen, zum Musikprotokoll und an die Wiener Staatsoper (Ballettmusik zu Alpenglühn). Auch eine Zauberflöte 06 schrieb er. Pernes hat zuletzt zurückgezogen gelebt, er konnte fast nicht mehr komponieren. In den letzten Jahren haben aber Dirigent Peter Keuschnig und die Kontrapunkte im Musikverein immer wieder Stücke von ihm uraufgeführt.

Thomas Pernes ist – wie nun bekannt wurde – bereits am 26. Februar, einen Tag nach seinem 62. Geburtstag, nach langer, schwerer Krankheit gestorben. (Ljubisa Tosic, 2.3.2018)