Im Jahr 1912 entstand Klimts Gemälde "Der Rosengarten". Modell stand das von ihm selbst gehegte Refugium rund um sein Atelier.

Foto: Klimt VIlla Wien

Mit Übernahme der Patenschaft für einen Stein im Mosaik kann man online auswählen, welche Rosen in Klimts Garten man real erblühen lässt.

Foto: Klimt Villa Wien

Im Jahr 1912 entstand eines der bekanntesten Naturbilder von Gustav Klimt, der Rosengarten. Enttäuscht und angewidert von Querelen rund um seine Person und um die als pornografisch apostrophierten und skandalisierten Fakultätsbilder hatte sich Klimt von öffentlichen Menschen abgewandt und der Natur gewidmet. Das typisch quadratische Gemälde zeigt das von ihm, seinen Katzen und Musen bewohnte Refugium, das der "Eremit von Unter St. Veit" nach dem Abriss seines geliebten Ateliers in der Josefstädter Straße 21 auf Vermittlung eines Mäzens in Hietzing bezogen hatte.

"Klimt ließ den Garten um das Haus in der Feldmühlgasse alljährlich mit Blumenbeeten zieren, es war eine Lust, inmitten von Blüten und alten Bäumen dahin zu kommen", beschrieb Egon Schiele den Rückzugsort seines väterlichen Freundes. Er war es auch, der 1918, gleich nach dem plötzlichen Tod Klimts, dazu aufforderte, das "Haus samt Garten und Einrichtung" zu kaufen und originär zu erhalten.

Zerstörtes Ganzes

"Nichts sollte weggenommen werden – denn das Gefüge des Klimt-Hauses ist ein Ganzes, ist selbst ein Kunstwerk, welches nicht zerstört werden dürfte. Auch die unfertigen Bilder, Pinsel, Maltisch und Palette sollten unberührt bleiben und als Klimt-Museum für die wenigen, die Freude und Liebe für Kunst haben, zugänglich sein." Dass es, aufgrund der Umstände, nicht zuletzt mangels Wertschätzung, anders kam, ist bekannt. Haus und Garten wurden verkauft, ausgebaut, nazifiziert, restituiert, vom Staat gekauft, als Lager und Schule verwendet, sie verfielen, verwilderten.

Das 1999 beinahe abgerissene, durch eine Bürgerinitiative gerettete, gemäß Fotos von Moriz Nähr revitalisierte Haus ist seit 2016 ein Museum. Schiele wäre wohl beglückt, sähe er die Rekonstruktion.

Betritt man heute den "hortus conclusus" des Künstlers, begibt man sich auf historischen Boden. Die Geschichte des Gartenhauses, in dem Klimt über 120 Ölgemälde und Zeichnungen schuf, ist in Sandra Tretters Atelier Feldmühlgasse 1911-1918 nachzulesen. Eine Publikation über Klimts Florale Welten erscheint im Mai 2018.

Private Aktion

Eine außergewöhnliche – und äußerst charmante – Aktion aber starteten die privaten, ohne jegliche Subvention auskommenden Betreiber des letzten Ateliers – die Klimt Villa Wien. Im Gedenkjahr 2018 wird der Garten in mühevoller Arbeit nach historischen Vorlagen rekonstruiert. In mehrere Jahre dauernder Arbeit wurden zwei Original-Klimt-Rosen erfolgreich von Gärtner Herbert Eipeldauer nachgezüchtet. Durch die Schenkung von 22 Stöcken aus der Nachzucht werden die über 100 Jahre alten Klimt-Rosen zum Mittelpunkt des alten "Rosengartens mit Obstbäumen und Blumenwiese". In Beeten wachsen Stauden, wie sie Klimt auf seinen letzten Bildern malte. Zudem werden 162 Rosen unterschiedlicher Sorten, 19 Blütensträucher, 271 Blütenstauden, eine Birke und 1600 Blumenzwiebeln gepflanzt.

Für eine Patenschaft von 100 Euro erhält man namentliche Erwähnung sowie freien Eintritt. Zudem werden 2018 20 weitere zertifizierte Klimt-Rosenstöcke aus der Nachzucht versteigert. Derart kann man den von Freunden und Zeitgenossen wie Hermann Bahr, Otto Wagner, Emilie Flöge, Rodin, Schiele et alii bewunderten Garten wieder zum Leben erwecken, realiter zum Erblühen bringen. (Gregor Auenhammer, 3.3.2018)