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Seltener Schnappschuss: Eurofighter und Tornado Seite an Seite über dem Buckingham-Palast. Anlass war der Geburtstag Königin Elizabeths.

Foto: AP/Cpl Laura Bibby

Das deutsche Verteidigungsministerium erwägt, die rund 90 Tornado-Kampf- und Aufklärungsjets der Luftwaffe durch eine Weiterentwicklung des Eurofighters zu ersetzen. Dabei spielen auch rüstungspolitische Interessen eine Rolle.

"Mit einer möglichen Beschaffung des Eurofighters würde der Erhalt der militärischen Luftfahrtexpertise in Deutschland und Europa weiter gesichert und eine Wertschöpfung im eigenen Land erfolgen können", antwortete Staatssekretär Ralf Brauksiepe auf eine parlamentarische Anfrage.

Eine Beschaffung des Eurofighters von Airbus würde auch nicht der militärischen Luftfahrtstrategie der Bundeswehr widersprechen, ergänzte Brauksiepe. Diese empfehle zwar grundsätzlich als Richtlinie den Parallelbetrieb von zwei unterschiedlichen Kampfflugzeugen. "Dies ist jedoch keine bindende Vorgabe." Luftwaffenchef Karl Müllner hatte im November eine Präferenz für das US-Produkt F-35 geäußert.

Der Tornado wurde zu Zeiten des Kalten Krieges entworfen, der Erstflug fand 1974 statt. Der zweisitzige Schwenkflügeljet erfüllt bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr Aufklärungsaufgaben, soll aber im Kriegsfall auch die auf dem deutschen Fliegerhorst Büchel gelagerten US-Atombomben vom Typ B61 ans Ziel bringen ("nukleare Teilhabe"). Der Eurofighter ist für diese Aufgabe nicht vorgesehen, für den Abwurf der Freifallbomben wären aufwendige Umbauten erforderlich.

Hier werden die Atombomben gelagert.

Neben dem Eurofighter käme außer den Boeing-Modellen F-15 und F-18 auch der Tarnkappenjet F-35 des US-Herstellers Lockheed Martin als Tornado-Nachfolger infrage. Das einzige westliche Kampfflugzeug der fünften Generation in Serienproduktion leidet allerdings an zahlreichen Kinderkrankheiten: Mit Stand Oktober 2017 waren laut Angaben des US-Kongresses 20 Prozent der Maschinen nicht einsatzbereit, weil Ersatzteile fehlten.

F-35-Software telefoniert nach Hause

Außerdem sorgen sich viele potenzielle F-35-Käufer, dass das cloudbasierte Bordinformationssystem Alis (Autonomic Logistics Information System) Daten an den Hersteller übermittelt und im Kriegsfall durch Hackerangriffe lahmgelegt werden könnte. Italien, Norwegen und Australien haben den Wunsch geäußert, eigene Filtersoftware installieren zu dürfen, genehmigt wurde das bisher lediglich der israelischen Luftwaffe.

Ein Problem könnte die Finanzierung der Tornado-Nachfolger werden: Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) steht der von der Nato geforderten Erhöhung des Rüstungsetats kritisch gegenüber. "Wir Deutschen geben derzeit sehr viel Geld dafür aus, Flüchtlinge aufzunehmen, die zu uns kommen, weil Militärinterventionen fehlgeschlagen sind und weil es keine Stabilisierung danach gegeben hat", erklärte er vor einem Jahr. Stattdessen will er in Krisenprävention, humanitäre Hilfe und Stabilisierungsmaßnahmen investieren. (bed, 2.3.2018)