Courmayeur – Nachdem die Edelmetaller aus Modena gerade nicht rasend viel Neues zu erzählen haben, fahren sie ganz hinauf ins Aostatal in den Schnee und weiter nach Cervinia, wo das Matterhorn schon auf die nahe Schweiz verweist. Warum? Weil ein üppiger SUV, der selbstverständlich Allrad spricht, seit einiger Zeit seinen Schatten auf kleinere Verkehrsteilnehmer wirft, mit bis zu 430 PS mächtig Schnee aufwirbelt und auf den Namen Levante hört.

Levante, Quattroporte und Ghibli im Schnee.
Foto: Maserati

Mit ihm und den anderen Allradlern Quattroporte Q4 und Ghibli Q4 bestreitet Maserati die Winter Tour, eine Roadshow mit Stationen in erlesenen Skiorten von Courmayeur über St. Moritz und Gstaad bis Saalfelden. Das Kalkül dabei: Wohlhabende Leute in Urlaubslaune könnten sich spontan für einen Dreizack erwärmen, wobei hier keinesfalls der Eindruck erweckt werden soll, man müsse betrunken sein, um sich einen Maserati zu kaufen.

Der Sound im Hochwald

Im Gegenteil. Flinke Bergfahrten zählen durchaus zur Domäne der flachen Viertürer, die ihren Sound in den Hochwald schmettern und – in schnell vorgetragene Kurven gekrallt – drohende Abgründe besingen, während man der elektrischen Lenkung für ihre Feinfühligkeit und Präzision ein lobendes Zeugnis ausstellt.

Feinfühligkeit ist bei der Fahrt im Schnee durchaus gefragt.
Foto: Maserati

Auch der Levante würzt eine engagierte Bewegungsfreude mit dem Pfeffer der Sportwagenmarke und ist dabei weit davon entfernt, vor schwierigen Auffahrten zum Winterchalet zu kapitulieren. Man scheut trotzdem unwillkürlich davor zurück, die noblen Schlitten den Unbilden einer rauen, kalten Natur auszusetzen. Man mag ja auch eine Bierflasche nicht mit einer Rolex öffnen. Oder mit Tod's-Slippern durch den Tiefschnee stapfen.

Der Levante kann mehr als man ihm antun möchte.
Foto: Maserati

Doch diese Zartheit der Seele ist unbegründet. Die halten das aus. Ein verbesserter Allradantrieb, der das ESP stärker ins System einbezieht, optimiert blitzschnell die Traktion und führt die in Leder und Seide gebetteten Insassen sicher ans Ziel.

Grandezza und Schmalz

Aber erst an der Hand eines kundigen Instruktors werden die wahren Möglichkeiten offenbar. Dann röhren Quattroporte und Levante übers Eis wie sonst viel robustere Vertreter dieses Genres, und das mit der Grandezza jener Extraportion Schmalz. Selten kamen Schneewände schneller näher, ohne je am Lack zu kratzen, schüttelten Wannen und Rillen den Noblen, der sich wütend röchelnd auf die nächste Spitzkehre stürzte, um in der Drift Fontänen aufzuwerfen wie eine Schneefräse, derart durch. Nach der Übung erstirbt das Getöse, die ewige Bergesruh legt sich über die Szene, ganz zart verziert vom Knistern der heißen Motoren.

Schneefräsenfontänenwerfen
Foto: Maserati

Zurück auf dem gewöhnlichen Terrain von trockenem Asphalt, zeigen sich doch bedeutende Neuigkeiten des aktuellen Modelljahres. Nachdem bereits alle am autonomen Fahren herumbasteln, hat Maserati ein Autobahn-Assistenzsystem entwickelt, das nicht nur den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, sondern auch die Spur hält. Selbst in Kurven.

Elektronikeingriff

Man könnte getrost die Hände vom Lenkrad nehmen und dem Maserati alles weitere überlassen. Wenn es erlaubt wäre. Mehr als zehn Sekunden schaut die Elektronik einem beidhändigen Gestikulieren nicht zu, dann quittiert sie – natürlich mit vorausgehendem Warnhinweis – den Dienst. Zumindest eine Hand muss in der Nähe des Lenkrads sein. Dann liefert der Maserati tatsächliche Teilautonomie zwischen 35 und 145 km/h, was die Überwindung langer Strecken deutlich entspannt.

Mit dem Levante verzehnfachte Maserati seinen Absatz seit 2011.
Foto: Maserati

Die enorme Spreizung des Talents vom sportlichen Fahren auf jedem Untergrund dürfte sich herumgesprochen haben. Mithilfe des SUVs im Portfolio, der weitere Zielgruppen erschloss, verzehnfachte Maserati den weltweiten Absatz seit 2011 – auf 51.500.

Junge Käuferschicht

Besonders begeistert zeigt sich China, wo die meisten Edelkarossen ausgeliefert werden – an ein bemerkenswert junges Publikum. Während die europäischen Maserati-Käufer durchschnittlich 57 Jahre alt sind, greifen Chinesen oft schon mit 35 zu. Mit einem signifikant hohen Frauenanteil: Ein Drittel aller Maseratis werden von Chinesinnen geordert. Zweitwichtigster Markt ist Amerika, abgeschlagen reiht sich Europa mit zehn Prozent an die dritte Stelle.

Ein schöner Dreizack für den Schnee.
Foto: Maserati

Das könnte an den Preisen liegen. Erst um 78.875 € erhält man Zugriff auf einen Ghibli. Beim Levante müssen mindestens 87.940 € auf den Tisch, den ersten Quattroporte gibt's um 115.000. (Andreas Hochstöger, 12.3.2018)