Weder Requiem noch Abgesang auf den Blauen Planeten, vielmehr ein optisches Festmahl sind die aktuellen Prachtbände über die Natur – trotz akuter Bedrohung.

Foto: Das Potpourri aktueller Naturbücher fotografierte Heidi Seywald.

Naturgemäß neigen Künstler aller Sparten zu poetischer Überhöhung, zu Übertreibung, zu symbolisierender Kartografie eines geistigen Wolkenatlas. Das Spektrum bezüglich des Status quo von Mutter Erde reicht vom Pathos eines irdischen Paradieses bis zur menschlich bedingten Apokalypse. Überraschendere Darstellungen mit spielerischer Eleganz und Leichtigkeit – ohne oberlehrerhaft den Zeigefinger zu erheben oder in floralen Kitsch abzudriften – seien hier empfohlen.

Juanita Schläpfer-Miller studierte transdisziplinäre Wissensproduktion in Kunst und Wissenschaft. Am Zurich-Basel-Plant-Science-Center entwickelte sie Klimagarten 2085 – differenziert, amüsant, experimentell. Persönliche Leidenschaft für Reisen, Zeichnen und Ethnologie ließen Alice Piciocchi und Andrea Angeli in ihr melancholisch-ironisches Projekt über die wegen des Klimawandels versinkende Inselwelt von Kiribati einfließen – zauberhaft.

Real, aber grosso modo unbekannt sind hingegen die Orte in Chris Fitch' Atlas der ungezähmten Welt. Exotisch muten hingegen die modernen Nomadic Homes an, die uns Philip Jodidio präsentiert – nichts für Liebhaber fester Wohnsitze. Mehr als nur pittoresk sind die bei Arktis-Expeditionen entstandenen Klima-Aufzeichnungen von Kerstin Heymach – dramatisch. (Gregor Auenhammer, 8.3.2018)