Abuja – Mehr als 100 Kämpfer der islamistischen Terrormiliz Boko Haram haben im Nordosten Nigerias einen Militärstützpunkt angegriffen und mindestens elf Menschen getötet. Die Opfer waren acht örtliche Sicherheitskräfte und drei humanitäre Helfer, wie der UN-Koordinator der humanitären Hilfe in Nigeria, Edward Kallon, am Freitag erklärte. Zudem sei eine Krankenschwester vermutlich entführt worden.

Drei weitere Helfer seien bei dem Angriff im Ort Rann im Bundesstaat Borno in der Nacht auf Freitag verletzt worden. Der Angriff, an dem sich nach einer UN-Schätzung bis zu 112 Kämpfer beteiligt hatten, zeigt nachdrücklich, dass die sunnitischen Extremisten weiterhin eine große Bedrohung im Nordosten Nigerias bleiben. Erst vergangenen Monat hatten die Islamisten eine weiterführende Mädchenschule angegriffen und dabei mehr als 100 Schülerinnen im Alter von elf bis 19 Jahren entführt. Die Regierung spricht meist nur von den heldenhaften Siegen des Militärs im Kampf gegen die Islamisten.

Flüchtlingslager

In der angegriffenen Kleinstadt Rann leben rund 55.000 Menschen in einem Lager für Binnenflüchtlinge. Primäres Ziel des Angriffs war aber ein Militärstützpunkt. Die Streitkräfte haben sich bisher aber noch nicht zu ihren Verlusten bei dem Angriff geäußert. Nigerianische Medien spekulierten, dass es viele Opfer gegeben habe.

"Helfer riskieren jeden Tag ihr Leben, um bedürftige Frauen, Kinder und Männer zu unterstützen", erklärte Kallon. Zwei der getöteten nigerianischen Helfer arbeiteten als Koordinatoren in dem Lager für Binnenflüchtlinge für die Internationale Organisation für Migration (IOM), ein Arzt arbeitete für das UN-Kinderhilfswerk UNICEF. "Wir verurteilen in aller Stärke diesen Angriff auf selbstlose Helfer, die unter den schwierigsten humanitären Bedingungen arbeiten", erklärte die UNICEF-Direktorin für Westafrika, Marie-Pierre Poirier.

Im Nordosten Nigerias versuchen rund 3.000 Helfer die von Boko Haram ausgelöste humanitäre Krise zu bewältigen. UN-Angaben zufolge sind dort etwa fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Rund 2,5 Millionen Menschen sind vor der Gewalt geflohen. Bei Anschlägen und Angriffen der sunnitischen Terrormiliz Boko Haram sind seit 2009 mindestens 20.000 Menschen ums Leben gekommen. (APA, 2.3.2018)