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Amtsinhaber Wladimir Putin und seine Anhänger.

Foto: Reuters/MAXIM SHEMETOV

Moskau – Zwei Wochen vor der russischen Präsidentenwahl hat Amtsinhaber Wladimir Putin vor mehr als 100.000 Anhängern die Nationalhymne angestimmt und für Zusammenhalt geworben. Im Moskauer Luschniki-Stadion, Russlands wichtigster Arena bei der Fußball-WM diesen Sommer, rief er seine Anhänger auf, alles für das Glück ihrer Kinder und Enkel zu tun.

"Niemand wird das für uns tun außer uns selbst", sagte Putin Agenturen zufolge am Samstag. "Wenn wir das zusammen machen, dann stehen die kommenden Jahrzehnte, das ganze 21. Jahrhundert im Zeichen unserer strahlenden Siege", sagte Putin und sang dann gemeinsam mit dem Publikum die russische Hymne. Der Auftritt bei der Kundgebung mit dem Titel "Für ein starkes Russland" dauerte nur wenige Minuten. Viele Zuschauer verließen das Stadion nach der Rede gleich wieder.

Am 18. März wählt Russland sein Staatsoberhaupt. Putin liegt Umfragen zufolge bei 70 Prozent Zustimmung, sein Wahlsieg gilt als sicher. Damit steuert er auf seine vierte Amtszeit als russischer Präsident zu. Erst am Donnerstag hatte er bei einer Rede an die Nation überraschend neue Atomwaffen vorgestellt. Die Rede wurde vor allem im Kontext des Wahlkampfes gewertet, löste im Westen aber auch Sorgen vor einem neuen Wettrüsten wie im Kalten Krieg aus.

Stichhaltige Beweise

Putin hat indes von den USA stichhaltige Beweise für die Vorwürfe verlangt, russische Bürger hätten sich in den US-Wahlkampf eingemischt. Die Anschuldigungen bezeichnete Putin in einem am Freitagabend ausgestrahlten Interview des Fernsehsenders NBC als "Geschrei und Gebrüll" im US-Kongress.

In den USA ermitteln mehrere Kongressausschüsse, die Bundespolizei FBI und der Sonderermittler Robert Mueller in der Russland-Affäre. Muellers Büro hatte im Februar 13 russische Bürger und drei Unternehmen angeklagt, weil sie sich in den Wahlkampf 2016 zugunsten des heutigen US-Präsidenten Donald Trump eingemischt und seine demokratische Rivalin Hillary Clinton verunglimpft haben sollen.

"Ich muss zuerst sehen, was sie getan haben", sagte Putin mit Blick auf die Angeklagten. "Gebt uns Unterlagen, gebt uns Informationen." Auf die Frage, ob die russische Führung gegen die betroffenen Personen vorgehen werde, antwortete Putin, wenn sie nicht gegen russisches Recht verstoßen hätten, sei das nicht möglich. Die US-Behörden sollten der russischen Staatsanwaltschaft eine offizielle Anfrage schicken. "Das muss über offizielle Wege gehen, nicht über die Medien oder über Geschrei und Gebrüll im Kongress der Vereinigten Staaten."

In der 37-seitigen Anklageschrift Muellers heißt es, das Ziel der Russen sei es gewesen, im politischen System der USA Zwietracht zu säen. Die Rede ist von einem Komplott der Beschuldigten, die unter falschen Namen im Internet streitstiftende Botschaften verbreitet hätten. Sie seien in die USA gereist, um geheimdienstliche Informationen zu sammeln. Zudem hätten sie politische Proteste organisiert, während sie sich als Amerikaner ausgegeben hätten. Trump hat stets erklärt, sein Wahlkampfteam habe nicht mit Russland zusammengearbeitet. Auch die russische Regierung hat die Vorwürfe zurückgewiesen. (APA, Reuters 3.3.2018)