Wenn Eva Glawischnig bei Novomatic den Spielerschutz verstärkt, dann zahlt sich ihr Engagement aus.

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Eva Glawischnig ist seit der Bekanntmachung ihres Wechsels zum Glücksspielkonzern Novomatic das Feindbild Nummer eins für viele Grüne, Ex-Grüne und andere, die in diesem Schritt einen Verrat an allen politischen Werten sehen. Die Empörung ist nachvollziehbar, aber nicht unbedingt berechtigt. Es gibt gute Gründe, warum Glawischnig das tut.

Es ist allgemein schwierig geworden, nach der Politik eine neue Karriere einzuschlagen, ohne dabei anzuecken. Zum Glück wurden die Politikerpensionen abgeschafft. Aber wenn Ex-Politiker zu einem privaten Unternehmen gehen, dann wird sogleich vermutet, dass sie ihre politischen Beziehungen ausschlachten. Nehmen sie einen Job im staatsnahen Bereich an, heißt es, sie lassen sich versorgen. Machen sie sich als Berater selbstständig, darf ihnen keine öffentliche Stelle einen Auftrag geben, ohne in den Verdacht der Korruption zu geraten.

Manche dieser Bedenken mögen berechtigt sein. Aber je strenger der Maßstab für die Zeit nach einer politischen Arbeit wird, desto schwieriger ist es, qualifizierte Menschen für die Politik zu gewinnen. Und das ist nicht gut fürs Land.

Novomatic ist keine Gangsterfirma

Glawischnig hat sich für die Privatwirtschaft entschieden, und dort für ein ungemein erfolgreiches Unternehmen, das in einer von den Grünen und Teilen der Sozialdemokratie kritisierten Branche tätig ist und jahrelang dort mit aggressiven Praktiken aufgefallen ist. Aber Novomatic ist keine Gangsterfirma. Es ist neben den Casinos Austria der wichtigste Akteur in einem vom Staat streng regulierten Wirtschaftszweig. Gesetzgeber, Verwaltung und Judikatur fördern ganz gezielt diese beiden Unternehmen gegenüber der europäischen Konkurrenz, vor allem im Online-Bereich, um so den Schutz einzelner Spieler vor Spielsucht und finanziellem Ruin zu gewährleisten.

Dass Novomatic die Gesetze einhalten muss, ist klar. Aber ein effektiver Spielerschutz verlangt mehr, nämlich auch eine ethische Einstellung des Glücksspielanbieters. Dieser muss bereit sein, auf seine besten Kunden zu verzichten, um sie vor ihrer eigenen Schwäche zu schützen.

Die Botschaft des Konzernchefs

Wenn Novomatic-Chef Harald Neumann sich Glawischnig holt, dann will er damit signalisieren: Wir haben uns gewandelt, es geht uns nicht mehr nur um Gewinn, sondern auch um Verantwortung und Respektabilität. Das verlangt etwa strengere Zugangsregelungen beim Kleinen Glücksspiel, wo immer das in Österreich noch erlaubt ist.

Diese Botschaft kann natürlich gespielt sein – oder auch nicht. Ist sie ehrlich, dann könnte Glawischnig bei Novomatic einen Kulturwandel bewirken oder beschleunigen, durch den die gesellschaftliche und individuelle Schädlichkeit des Glücksspiel zurückgeht. Das Unternehmen zu ächten oder Glücksspiel überhaupt zu verbieten ist keine gute Alternative. Denn dann gäbe es mehr Platz für illegale bzw. weniger gut regulierte Anbieter aus dem Ausland.

Deshalb sollten die Kritiker ihre Empörung wieder abklingen lassen und Glawischnig eine Chance geben. Sie hat in ihrem Leben oft genug bewiesen, dass sie Anstand und moralische Prinzipien hat. Ihr jetziger Schritt zeugt auch von Mut. Wenn Novomatic den Spielerschutz unter ihrer Beteiligung weiter verstärkt, dann hätte sie dort mehr erreicht als bei irgendeinem Wohlfühlunternehmen, gegen das kein Grüner etwas eingewendet hätte. (Eric Frey, 3.3.2018)