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Kein Moment der Schwäche.

Foto: REUTERS/Borut Zivulovic

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Man muss nicht der Größte sein, um der Größte zu sein.

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Hirscher lässt sich feiern.

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Hirschers Kugelsammlung im Überblick.

Grafik: APA

Kranjska Gora – Marcel Hirscher sagt gerne und oft, dass er gerne in Kranjska Gora ist, hat er doch dort, im nordwestlichen Eck Sloweniens, mit 19 Jahren erstmals Weltcup-Podestluft geschnuppert. Künftig wird er sich noch etwas mehr auf den "Hupfer über den Hügel" zum Podkoren freuen, denn am Wochenende sind ein paar schöne Erinnerungen dazugekommen.

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An Marcel Hirscher gibt es kein Vorbeikommen.
Foto: AP/ Alessandro Trovati

Es waren nur zwei Rennen, aber ein Athlet vom Format Marcel Hirschers macht aus zwei Rennen schon mal drei Kristallkugeln. Zuallererst kassierte der Salzburger die kleine Kugel des Riesentorlauf-Weltcups ein, er zelebrierte sie gar mit einer Demontage der Konkurrenz, denn der zweitplatzierte Henrik Kristoffersen lag 1,66 Sekunden zurück. Man wäre versucht, einmalige Demontage zu schreiben, hätte Hirscher nicht sechs der sieben bisher in der laufenden Saison gefahrenen Riesenslaloms mit oftmals ähnlichen Abständen gewonnen.

Dann waren da die kleine Slalomkugel und die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup, die der seit Freitag 29-Jährige mit einem ähnlich souveränen Slalom-Rennsieg fixierte. Kristoffersens ewiges Nachsehen war diesmal mit +1,22 zu beziffern. Da der Norweger beim Saisonfinale in Aare nur in den Technikbewerben antritt, kann er die 289 Punkte Rückstand im Gesamtweltcup nicht mehr aufholen.

Papa Ferdinand Hirscher beim Ringen mit den Emotionen.
Foto: APA/AFP/JURE MAKOVEC

Im Ziel warf sich Hirscher in den Schnee, sagte: "Es ist nicht zum Packen." Ein paar Minuten vergingen, die Fassungslosigkeit blieb: "Ich habe das nie, niemals erwartet, dass ich dieses Jahr wieder den Gesamtweltcup gewinne. Aber es ist hier, es ist wahr geworden, es ist so großartig."

Das klingt angesichts der vergangenen sechs Saisonen, in denen der Gesamtweltcupsieger jedes Mal Marcel Hirscher hieß, vielleicht fragwürdig, ist aber schnell erklärt: Mitte August brach er sich im ersten Schneetraining den Knöchel. "Es war nach dem Knöchelbruch nie ein Ziel, auf den Gesamtweltcup loszugehen", sagte Hirschers Privattrainer Mike Pircher.

Hirscher kam schnell und stark zurück, füllte mit zwei Olympiasiegen den letzten weißen Fleck seiner Erfolgslandkarte aus, holte seine siebente große Kugel. "Der Sommer war nicht ganz ohne – da mit dem Haxen herumhupfen", erinnerte sich der Salzburger, "teilweise vom Karriereende bis hin zur besten Saison."

Was für den Sohnemann "unfassbar" war, konnte Vater Ferdinand erklären. "Das liegt sicher in Marcels Kindheit, dass er so stark ist. Er ist auf der Alm aufgewachsen, er war immer koordinativ sehr gut. Das kommt ihm heute zugute", sagte Papa Hirscher. Aber auch er bekräftigte: "Es ist eine Überraschung, dass diese Saison so ausgegangen ist."

Viele Ziele bleiben nicht mehr – aber ein ganz großes gäbe es noch: Ingemar Stenmarks Fabelrekord von 86 Weltcupsiegen. Hirscher fehlen 29. "Die Marke ist brutal, aber wenn ich es wirklich einem zutraue, dann diesem Marcel", sagte ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher. Nachsatz: "Kommt drauf an, wie lange er noch fährt." Auf Spekulationen dazu ließ sich der Salzburger Siegesammler selbst nicht ein, er sei "wirklich müde". Ob er nächste Saison wieder im Weltcup fährt? "Ich weiß es nicht."

Puelacher bescheinigte Hirscher in dessen zehnter kompletten Weltcupsaison die beste Form seiner Karriere. "Doch wer weiß, vielleicht wird er noch besser." Für Henrik Kristoffersen und den Rest der Welt muss das wie eine Drohung klingen. (schau, APA, 4.3.2018)