Klagenfurt/Wien – Man kann den Grund für den roten Wahlerfolg bei der Landtagswahl in Kärnten mit einem Wort zusammenfassen: Zufriedenheit.

In der telefonisch und online durchgeführten Wahltagsbefragung von Peter Hajek für ATV sagen 60 Prozent der 1.000 Befragten, dass sich Kärnten in die richtige Richtung bewegt. Die SPÖ-Wähler sind von der positiven Entwicklung des Landes zu 86 Prozent angetan – aber auch in den anderen Parteiwählerschaften gibt es entsprechende Mehrheiten, selbst unter den Freiheitlichen (52 Prozent). Es war diese gute Stimmung, die den Hintergrund für die Wahl bildete – und es war die Person Peter Kaiser, die davon besonders profitierte: Laut Hajek haben 36 Prozent der SPÖ-Wähler ihre Wahlentscheidung wegen Kaiser getroffen, weitere 25 Prozent wegen der guten Arbeit der Partei (wobei Mehrfachnennungen möglich waren).

Nur in der kleinen Gruppe der Team-Kärnten-Wähler hat der Spitzenkandidat (in diesem Fall Gerhard Köfer) eine ähnlich bedeutende Rolle gespielt.

Kaisers dominante Rolle wird deutlich, wenn man ihn mit seinem Vorvorgänger, dem jedermann noch gut bekannten Jörg Haider, vergleicht.

Die alten Haider-Fans

Hajek fragte die Kärntner Wahlberechtigten, ob man heute den vor bald zehn Jahren verunglückten Jörg Haider wählen würde. Das sagen derzeit nur noch 36 Prozent, vor fünf Jahren waren es noch 41 Prozent. Auffallend ist, dass hier die Parteiwählerschaften einen besonders deutlichen Unterschied aufweisen: 87 Prozent der Freiheitlichen sind immer noch Haider-Fans, auch unter den Neos- und Team-Kärnten-Wählern gibt es noch relativ viele Haider-Anhänger – die Wählerschaft der anderen Parteien kann einer Haider-Wahl nichts abgewinnen.

Überhaupt zeigt sich, dass sich die Kärntner FPÖ-Wähler ohne Haider nicht mehr so klar an Personen orientieren: Das wichtigste Wahlmotiv der freiheitlichen Wählerschaft ist nach eigenem Bekunden, dass sie "Stammwähler" seien. Das haben Wahlforscher bei der FPÖ seit Knittelfeld und der BZÖ-Abspaltung nicht mehr wahrgenommen.

Umgekehrt: FPÖ-Spitzenkandidat Gernot Darmann konnte nicht wie erhofft punkten.

Kaisers Sachlichkeit

Der Wahlforscher Hajek kommentiert: "Kaiser steht für eine sachliche Politik – insbesondere die Aufarbeitung des Hypo-Alpe-Adria-Skandals – und ist Gegenpol zur Brot-und-Spiele-Politik der Haider-Partei in den Nullerjahren. Kaiser erreicht Topwerte wie Josef Pühringer 2015. Dieser war bei der Landtagswahl 2015 in Oberösterreich das wichtigste Wahlmotiv. Kaiser reiht sich so in die neue Generation der Landeshauptleute – Stelzer, Mikl-Leitner und Platter – ein. Die Zeit der 'polternden' Landesfürsten ist Geschichte, es herrscht die neue Sachlichkeit."

Das Institut Sora, das für den ORF eine Wahltagsbefragung durchführte, kommt zu ähnlichen Ergebnissen: In einer Direktwahl hätte Kaiser sogar 54 Prozent bekommen – mehr als Günther Platter in einer Vergleichsumfrage in der Vorwoche.

Hypo-Skandal ohne Einfluss

Hajek hat auch erhoben, ob der Fall der Hypo-Alpe-Adria die Kärntnerinnen und Kärntner noch ärgert – und bekam ebenfalls Antworten entlang der Parteigrenzen: Für Grünen- und SPÖ-Wähler ist der Skandal noch präsent, für die Wählerschaften der anderen Parteien ist die Sache inzwischen Schnee von gestern.

Auch Sora erhob, dass das Hypo-Thema erledigt ist. Was sich aus den Sora-Daten ebenfalls ergibt: Die SPÖ hat vor allem bei Frauen und bei Angestellten gepunktet – die FPÖ dagegen konnte bei den Arbeitern mit der SPÖ gleichziehen. Das Team Kärnten (die Nachfolgepartei des Team Stronach) verdankt ihren Verbleib im Landtag vor allem jüngeren, männlichen Wählern und Arbeitern.

Was aus der Sora-Umfrage ebenfalls hervorgeht: Die Wähler der Sozialdemokratie hätten keine große Freude damit, wenn ihre Partei die zweitstärkste Partei FPÖ in eine Koalition nehmen würde. Auch die kleinstmögliche Koalition, jene mit dem Team Kärnten, genießt in der sozialdemokratischen Wählerschaft wenig Sympathie.

Jeder Vierte, der Türkis-Blau lobt, wählt rot

Der Einfluss der Bundespolitik auf die Landtagswahl dürfte bescheiden gewesen sein. Am zufriedensten zeigten sich die FPÖ-Wähler. 42 Prozent derjenigen, die "mit der bisherigen Arbeit der neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler Strache" sehr oder ziemlich zufrieden sind, haben die FPÖ gewählt. 26 Prozent dieser Zufriedenen stimmten für die ÖVP und 24 Prozent sogar für die SPÖ. (Conrad Seidl, 4.3.2018)