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Die chinesische und amerikanische Flagge vor einem Marriott-Hotel in Peking.

Foto: AP

Roy Jones, der Social-Media-Manager für die Accounts des Hotelunternehmens Marriott International, wurde gefeuert, nachdem er einen Tweet der Gruppe Friends of Tibet mit einem Like versehen hatte. Darin wurde Marriott gratuliert, bei der Auswahl der Länder auch Tibet anzuführen. Für China war dies ein Verstoß gegen die Sicherheitsgesetze, woraufhin sich Marriott entschuldigte und den Mitarbeiter kündigte.

Heimatland: Tibet

Laut einem Bericht des "Wall Street Journals" beauftragte die Hotelgruppe Marriott einen kanadischen Händler mit einer E-Mail-Umfrage für Anfang des Jahres an Treuebonus-Kunden, in der sie ihr Heimatland angeben sollten. Zur Wahl standen unter anderem Regionen wie Tibet, Macau, Taiwan und Hongkong, die offiziell zur Republik China zählen, jedoch eigene Regierungen besitzen.

Verstoß gegen Sicherheitsgesetzt

Die chinesische Regierung sah diese Optionen als Verstoß gegen die eigenen Sicherheitsgesetze. Gerade letztes Jahr trat eines in Kraft, das jegliche Posts von Leuten und Organisationen untersagt, die sich gegen die nationale Sicherheit sowie Ehre und Interessen des Landes äußern.

#BoycottMariott

Auf Twitter folgte ein Shitstorm gegen das Hotelunternehmen mit dem Hashtag #BoycottMarriott. Die Seite Friends of Tibet gratulierte Marriott jedoch, und dieser Tweet wurde von Jones gelikt.

Kein Training zur Handhabung von Tweets über China

Laut dem "WSJ" musste der Social-Media-Manager an die 300 Tweets während einer Schicht begutachten und kann sich angeblich nicht mehr daran erinnern, den besagten Post gelikt zu haben. Anscheinend wurden er und seine Mitarbeiter auch nie über den Umgang mit China in sozialen Netzwerken informiert.

Craig Smith, der Leiter der Marriott-Gruppe in den Regionen Asien-Pazifik, räumte ein, Fehler Anfang des Jahres in Bezug auf China begangen zu haben, diese würden jedoch nicht repräsentativ für die Sichtweise des Unternehmens stehen.

Angriff auf freie Meinungsäußerung

Xiao Qiang, der chinesische Menschenrechtler und Direktor des China Internet Projects an der University of California, Berkeley, äußerte sich kritisch gegenüber den Maßnahmen der chinesischen Regierung. "Nicht nur innerhalb Chinas ist es unmöglich, die eigene Meinung zu äußern, sondern auch außerhalb", sagte er dem "Wall Street Journal".

Nachdem bekannt wurde, dass Jones aufgrund eines Likes gefeuert worden war, drehte sich die Intention des Hashtags #BoycottMarriott um. Nun fordern die Nutzer auf Twitter zum Boycott des Hotelunternehmens auf, da es sich der chinesischen Regierung gebeugt habe.

Kündigung im rechtlichen Rahmen

Laut Experten soll die Kündigung rechtlich in Ordnung gewesen sein. Sie kritisieren jedoch, dass Jones gleich gefeuert und nicht suspendiert wurde. Das deute auf die heftigen Konsequenzen hin, die einen erwarten, wenn man sich der Republik gegenüber kritisch äußere. (red, 5.3.2018)