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Vor allem wegen Kindern und pflegebedürftiger Angehöriger verzichten Frauen auf ihr Vollzeitgehalt.

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Wien – Trotz steigender Erwerbsbeteiligung der Frauen bleiben die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei Teilzeitarbeit, Betreuungspflichten und Einkommen groß, zeigt eine Analyse der Statistik Austria anlässlich des Weltfrauentags. Der Unterschied zwischen den mittleren Bruttojahreseinkommen von Frauen und Männern liegt bei 38 Prozent.

Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen ist von 62 Prozent im Jahr 2006 auf fast 68 Prozent im Jahr 2016 gestiegen und war damit höher als im EU-Schnitt (61 Prozent). Die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen hat sich jedoch kaum geändert. Die verstärkte Teilnahme der Frauen am Arbeitsmarkt ist in erster Linie auf Teilzeitbeschäftigungen zurückzuführen.

Im Zehnjahresvergleich hat sich die Teilzeitquote der Frauen von 40 Prozent (2006) auf fast 48 Prozent (2016) erhöht. In der EU verzeichnet Österreich damit knapp vor Deutschland den zweithöchsten Wert (EU-28: 32,6 Prozent). Bei den Männern nahm die Teilzeitbeschäftigung von 6,6 Prozent (2006) auf 11,8 Prozent (2016) zu.

Betreuung und Pflege

Als Gründe für Teilzeitbeschäftigung waren bei insgesamt 37,5 Prozent der Frauen Betreuungspflichten für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene ausschlaggebend. 49 Prozent aller Mütter mit Kindern unter 15 arbeiten in Teilzeit, 17 Prozent in Vollzeit, 24 Prozent sind nicht erwerbstätig oder arbeitslos und zehn Prozent in Elternkarenz. Väter mit Kindern unter 15 Jahren sind dagegen zu 85 Prozent in Vollzeitbeschäftigung, nur sechs Prozent arbeiten Teilzeit.

Die hohe Teilzeitquote bei Frauen spiegelt sich auch in den Jahreseinkommen wider. Gemessen an den mittleren Bruttojahreseinkommen aller unselbstständig Beschäftigten verdienten Frauen 2016 um 38 Prozent weniger als Männer. Beschränkt man den Vergleich auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, lagen die mittleren Bruttojahreseinkommen der Frauen 2016 um 16 Prozent unter jenen der Männer.

In der EU wird der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) einheitlich für alle Mitgliedsstaaten anhand der durchschnittlichen Bruttostundenverdienste in der Privatwirtschaft berechnet. Im Vergleich zu 2006 mit 25,5 Prozent hat sich der Gender Pay Gap in Österreich auf 20 Prozent (2016) verringert, er liegt damit weiterhin deutlich über dem EU-Durchschnitt von 16,2 Prozent.

Höchstes Armutsrisiko

In Summe führen die niedrigeren Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe von Frauen, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, auch zu niedrigeren Pensionen und anderen sozialen Risiken. Laut der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-Silc) 2016 waren 20 Prozent der alleinlebenden Pensionistinnen und elf Prozent der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet. Ein-Eltern-Haushalte – das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 30 Prozent das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen.

Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und AMS-Vorstand Johannes Kopf haben kürzlich Frauen vor den negativen Auswirkungen von langen Karenzen und Teilzeitarbeit gewarnt. "Viele Frauen sehen die Kinderbetreuungskosten und gehen deshalb lieber Teilzeit arbeiten. Sie lösen damit eine Lawine für den Rest ihres Lebens aus, weil sie über die Jahre weniger verdienen, in die Pensionsfalle tappen und in die Altersarmut schlittern. Da müssen wir Bewusstsein schaffen", sagte Bogner-Strauß.

Schon eine zweijährige Teilzeit senkt die Durchschnittspension um 1,7 bis 2,1 Prozent. Wird mehr als die Hälfte des Erwerbslebens 20 Stunden pro Woche gearbeitet, fällt das Lebenseinkommen gegenüber 30 Stunden um bis zu 30 Prozent geringer aus. "Wir geben bei der Wiedereinstiegsberatung jeder Frau einen Folder in die Hand, um ihnen die finanziellen Folgen klarzumachen", so Kopf. (APA, 5.3.2018)