Manchester – Es war gerade einmal so groß wie ein kleiner Finger und wog gerade einmal zehn Gramm. Das Küken, das vor rund 129 Millionen Jahren aus den Eischalen kroch, muss schon sehr bald nach seinem Schlüpfen gestorben sein. Dieses extrem seltene Fossil war zwar schon vor etlichen Jahren in Las Hoyas in der spanischen Provinz Cuenca entdeckt worden. Doch erst jetzt hat es ein internationales Forscherteam um Fabien Knoll (Uni Manchester) mit neuesten Methoden untersucht.

Das fast vollständige Skelett des Nestlings lässt eher nur für Experten darauf schließen, wie es ausgesehen hat.
Foto: Fabien Knoll

Die Paläontologen setzten dafür unter anderem sogenannte Synchrotron-Mikrotomografie ein, die dreidimensionale Rekonstruktionen von Strukturen ermöglicht. Die Forscher konnten auf diese Weise unter anderem den Zustand der damals noch weichen Knochen des Kükens rekonstruieren.

Vogelgruppe mit Zähnen

Wie die Forscher im Fachblatt Nature Communications schreiben, gehörte das Vögelchen zur Gruppe der sogenannten Enantiornithes. Diese Vogelgruppe, die Zähne trug, tauchte vor rund 130 Millionen Jahren auf und starb am Ende der Kreidezeit aus, also vor rund 66 Millionen Jahren. Während der Oberkreide dürften ihre Vertreter die häufigste und artenreichste Vogelgruppe des Planeten gebildet haben.

Aufgrund einiger noch nicht zusammengewachsener Knochen zweifeln die Forscher an der Flugfähigkeit des Urvogel-Babys. Das könnte auch dafür sprechen, dass es ein Nesthocker war und von seinen Eltern umsorgt und gefüttert werden musste.

So in etwa dürfte der früh verstorbene Jungvogel ausgesehen haben.
Illustration: Raúl Martín

Andere fossile Funde von Enantiornithes-Nestlingen deuten darauf hin, dass diese Vögel zu den Nestflüchtern gehörten. Für die Wissenschafter ist jedenfalls erstaunlich, wie viele Eigenschaften heute lebender Vögel schon vor über 100 Millionen Jahren entwickelt waren. (tasch, 6.3.2018)