Prag – Mehr als 28 Jahre nach der Samtenen Revolution haben in Tschechien tausende Menschen gegen ein Wiedererstarken der Kommunisten demonstriert. Kundgebungen fanden am Montagabend in Prag, Brünn, Pilsen und neun weiteren Städten statt.
Auslöser der Proteste ist die Wahl des kommunistischen Abgeordneten Zdeněk Ondráček zum Vorsitzenden des Parlamentsausschusses für die Kontrolle über die Sicherheitskräfte. Ondráček war nach Angaben der Agentur CTK 1989 als Bereitschaftspolizist an der brutalen Niederschlagung einer Demonstration gegen das Regime in Prag beteiligt.
Schlangestehen für Petition
Mit der Wahl Ondráčeks auf den Parlamentsposten sei eine rote Linie überschritten worden, teilte Vojtěch Otevřel, einer der Organisatoren der Protestaktion, mit. Er sehe darin die Fortsetzung eines gesellschaftlichen Trends, extremistische Ansichten zu verharmlosen. Der Verband der ehemaligen politischen Gefangenen wertet Ondráčeks Ernennung als Skandal und Gefahr für die gesellschaftliche Freiheit. Um eine Petition gegen Ondráček zu unterschreiben, standen die Menschen im Prager Stadtzentrum Schlange.
Ondráček hat es bisher abgelehnt, sich für seine damaligen Fehltritte als junger Polizist zu entschuldigen. "Ich bereue keine meiner beruflichen Entscheidungen", sagte der 48-Jährige im Fernsehsender CT. Wer Ondráček sein Recht auf den Posten streitig mache, sei kein Demokrat, kritisierte der Vorsitzende der Kommunisten (KSČM), Vojtěch Filip. (APA, 5.3.2018)