Toyota setzt auf Hybrid – den Japanern fällt allerdings der Abschied vom Diesel nicht besonders schwer. Der Anteil ist im Konzern nicht besonders hoch.

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Genf – Toyota zieht sich weltweit aus dem Geschäft mit Diesel-Pkws zurück. Entsprechende Schritte würden noch heuer unternommen, kündigte der japanische Autoriese am Rande des Genfer Automobilsalons an. Man reagiere so auf das geringere Kundeninteresse. Bei Geländewagen und leichten Nutzfahrzeugen soll es aber weiterhin Dieselversionen geben.

Die Pkw-Pläne beziehen sich auf die konzernweite Strategie und nicht nur auf Europa, betonte eine Sprecherin von Toyota Deutschland am Dienstag. Im vergangenen Jahr hatten bei Toyota nur noch weniger als zehn Prozent der verkauften Pkws einen Dieselantrieb. Fahrzeuge mit Hybridantrieb – einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor – kamen dagegen auf 41 Prozent.

Hybrid vor Diesel

Bereits 2015 seien beide Varianten gleichauf gewesen. "Seitdem haben die Hybridverkäufe unsere Dieselverkäufe deutlich übertroffen", erklärte Toyota-Europa-Chef Johan van Zyl. Toyota wolle 2018 erstmals eine Million Autos in Europa verkaufen und den Hybridanteil dabei noch auf 47 Prozent steigern. Die Neuauflage des Auris werde künftig nur mit Benziner- oder Hybridmotor angeboten.

"Wir bauen auf dem Erfolg unserer Hybridreihe auf und lassen die Dieselmotoren bei unseren Personenwagen auslaufen", sagte van Zyl. Bei Nutzfahrzeugen wie dem Pick-up Hilux und Geländewagen wie dem Land Cruiser bleiben Dieselmodelle jedoch im Angebot.

Toyota hat im vergangenen Jahr 718.000 Autos in Europa verkauft, Marktführer VW kam auf 3,718 Millionen. In Deutschland gehen die Neuzulassungen von Dieselwagen zurück, das Vertrauen der Kunden ist wegen Unregelmäßigkeiten in der Abgasreinigung und der Debatte über Fahrverbote für ältere Diesel geschwunden. Auch in den USA kommt der Diesel im Pkw-Geschäft nicht vom Fleck, in vielen asiatischen Ländern wie China sind die Marktanteile sehr gering.

Fiat bleibt zurückhaltend

Bei Fiat Chrysler hatte es zuletzt ebenfalls Spekulationen über einen Abschied vom Dieselmotor gegeben. Einen Bericht der "Financial Times" wollte Fiat Chrysler aber nicht kommentieren, wonach der Diesel bis zum Jahr 2022 aus allen Pkws des Konzerns verbannt wird. "Wir werden die Abhängigkeit vom Diesel substanziell verringern", sagte Konzernchef Sergio Marchionne am Dienstag auf dem Genfer Autosalon. Im Handelsstreit mit den USA mahnte der sonst für markige Worte bekannte Marchionnne zur Mäßigung. "Wir müssen vorsichtig sein, und wir müssen Ruhe bewahren. Wir müssen warten, bis der Lärm aufhört." Dieser mache die Gespräche über die Zukunft der nordamerikanischen Freihandelszone (Nafta) kompliziert. Die Debatte stelle Mexiko und Kanada als Investitionsorte infrage.

Der schwedische Autobauer Volvo hatte Mitte 2017 offiziell angekündigt, sich in den kommenden Jahren Schritt für Schritt von Fahrzeugen mit reinen Verbrennungsmotoren zu trennen: Von 2019 an werde jedes neue Volvo-Modell einen E-Motor haben, Diesel und Benziner sollen Schritt für Schritt durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden.

Der Chef des PSA-Konzerns (Peugeot, Citroën, Opel), Carlos Tavares, meinte zu den Dieselplänen: "Wenn es irgendwann nicht mehr genug Kunden gibt, die einen Diesel wollen, stoppen wir den Diesel. Aber das kommt auf die Kunden an."

VW-Chef Müller glaubt an den Diesel

Matthias Müller, Chef des Weltmarktführers Volkswagen, ist dagegen "fest überzeugt, dass der Diesel ein Revival erleben wird". Der Konzern will – wie auch viele Oberklasse-Hersteller – nicht auf die Technologie verzichten. Denn ohne sie, so die Befürchtung, sind strengere Abgasziele nicht zu erreichen, weil Dieselfahrzeuge weniger Sprit verbrauchen und daher weniger CO2 erzeugen. Wegen der hohen Stickoxidbelastung insbesondere durch ältere Dieselautos in einigen Städten hatte das deutsche Bundesverwaltungsgericht aber vergangene Woche den Weg für Fahrverbote freigemacht.

Müller mahnt deshalb zur Eile. "Ganz kurzfristig geht es darum, jetzt effizientere und saubere Fahrzeuge in die Städte zu bringen, um die drängenden Probleme zu lösen." Er spricht von einem Bündel an Maßnahmen, um die Luftbelastung zu senken: Es reiche vom Umtausch weiterer älterer Diesel in solche mit moderner Euro-6-Abgasnorm über den verstärkten Einsatz des Erdgasantriebs bis hin zu Elektroautos, die in größerer Zahl auf die Straßen kommen sollen. (APA, 6.3.2018)