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Christina Scherrer, Karola Niederhuber und Wiltrud Schreiner (v. li.) spielen drei Schwestern am Totenbett.


Foto: Andreas Friess / Picturedesk

Der Himmel hängt voller Kleinzeug im Wiener Theater Drachengasse: eine Teekanne, Kleiderbügel, ein Vogelkäfig, ein Globus, eine Wärmflasche, ein Teddybär usw. Es ist ein Hausstand, der eine Funktion verloren hat. Alles ist hier in der Schwebe, denn der Vater liegt im Sterben. Und auf dem weißen Boden der Bühne (Andrea Fischer) versuchen die drei Töchter, mit den Tatsachen umzugehen.

Mit dem Sparticket kommt die Jüngste ans Sterbebett gefahren. Alt genug und trotzdem noch orientierungslos ist sie im Leben. Die Mittlere hat ihr Neugeborenes dabei und flüchtet sich in Fantasien. Die Älteste indes hat ihr eigenes Leben schon länger aufgegeben, um den Bettlägerigen zu pflegen.

Wie viel dieser körperlich mit dem Säugling gemein hat, etwa die "Scheiße", die man wegmachen muss, die Hilflosigkeit und die Unfähigkeit, sich zu artikulieren, will oder kann nur sie (Wiltrud Schreiner) wahrhaben. Die anderen beiden (Christina Scherrer, Karola Niederhuber) wollen das nicht hören. Sie vertragen keine Details, reagieren gar empört auf sie: Wie kann man nur so etwas sagen?!

Beim Sterben kommen die Leut' z'samm. In Henriette Dushes Lupus in Fabula stoßen sie auch aufeinander. Mit Requisiten sparsam, inszeniert Sandra Schüddekopf das Stück, das 2013 den Autorenpreis beim Heidelberger Stückemarkt gewann, konzentriert auf die Sprache.

Chorische Erzählungen geteilter Erlebnisse münden immer wieder in gemeinsame Bewegungen. Beim Stadt-Land-Fluss-Spielen mit dem geografiebegeisterten Vater, da sind die drei sich einig, hatte man nie eine Chance. Aber es kracht zwischen den Schwestern auch immer wieder. Dass eine immer in allem besser sein wollte als die andere, trägt man einander heute noch nach.

Diese Zwiste sind dekoratives Element, manchmal sind sie komisch wie die Frage: Was zur Beerdigung anziehen? Man hätte hie und da ohne Verluste kürzen können. Stark ist der einunddreiviertelstündige Abend da, wo es ans Eingemachte geht, um die Pflege, den Tod, die damit verbundene Belastung. Da gewinnt er an Kraft. Die Lustigkeit sonst steht ihm gefühlt oft eher etwas im Weg. (wurm, 6.3.2018)