Haben einige Gemeinsamkeiten: Donald Trump und Benjamin Netanjahu trafen einander im Weißen Haus, wo zahlreiche Komplimente ausgetauscht wurden.


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Es waren Namen aus den Geschichtsbüchern, die Israels Premier Benjamin Netanjahu heranzog, um Donald Trump in höchsten Tönen zu loben. Erst verglich der Gast aus Israel seinen Gastgeber mit Kyros dem Großen – dem König von Persien, der den Juden vor 2500 Jahren gestattete, aus der Babylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem zurückzukehren. Dann stellte er ihn auf eine Stufe mit Lord Arthur James Balfour – dem britischen Außenminister, dessen Erklärung aus dem Jahr 1917 den Weg zu einem jüdischen Staatswesen in Palästina ebnete. Schließlich zog er Parallelen zu Harry Truman – dem US-Präsidenten, der Israel ganze elf Minuten nach der Staatsgründung offiziell anerkannte. Und sein Volk, sagte Netanjahu vor Reportern im Oval Office, werde sich bis in alle Ewigkeit erinnern, dass Donald J. Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels respektiert habe.

So frostig Trump wirkt, wenn er etwa mit Angela Merkel vor Kameras steht, mit Netanjahu kann der Händedruck gar nicht lange genug dauern. Beide sehen sich mit Justizermittlungen konfrontiert, was manche Auguren spekulieren lässt, dass sie ihre Männerfreundschaft gerade deshalb umso trotziger zur Schau stellen. Bei Netanjahu geht es um Korruptionsverdacht, bei Trump um die Vermutung, sein Wahlkampfstab könnte sich insgeheim mit dem Kreml abgesprochen haben, um Rivalin Hillary Clinton zu schaden. Zelebriert jedenfalls wird das Treffen als Begegnung, die unterstreichen soll, dass kein Blatt Papier zwischen die USA und Israel passt.

Reise nach Jerusalem

Die Beziehungen, betont Trump, seien so gut wie nie zuvor. Im Mai, kündigte er an, werde er womöglich nach Jerusalem reisen, um den Umzug der US-Botschaft aus Tel Aviv zu feiern. In Wahrheit handelt es sich um den Umzug des Botschafters, während der Bau eines neuen Botschaftsgebäudes noch dauern wird. Egal – für Trump zählt die Geste.

Es ist keine zwei Jahre her, da verkaufte er sich auf Kampagnenbühnen als ehrlicher Makler, der Bewegung in festgefahrene nahöstliche Fronten bringen würde. Er sei der "neutrale Bursche", der genau in der Mitte zwischen Israelis und Palästinensern stehe, hatte er damals verkündet. Davon ist nichts mehr zu spüren, auch wenn er anlässlich der Netanjahu-Visite einmal mehr einen Durchbruch avisiert. Man arbeite hart an einem Friedensplan und sei kurz davor, ihn zu präsentieren.

Was immer sich hinter den Kulissen abspielen mag: Vor denselben ist von Fortschritten weit und breit nichts zu sehen. Die Jerusalem-Entscheidung hat palästinensische Politiker veranlasst, Washington die Eignung als Mittler abzusprechen. Trump ließ eine Retourkutsche folgen, indem er 65 Millionen Dollar an Finanzhilfe für palästinensische Flüchtlinge auf Eis legte. Kleines Detail am Rande: Seinem Schwiegersohn Jared Kushner, einst mit viel Vorschusslorbeeren zum Sondervermittler für den Nahen Osten ernannt, ist seit kurzem der Zugang zu Informationen der höchsten Geheimhaltungsstufe versperrt.

Vorwürfe gegen Kushner

John Kelly, der Stabschef des Weißen Hauses, hat den 37-Jährigen von der Liste der Empfänger von Topsecret-Berichten gestrichen – angeblich wegen kommerzieller Verbindungen, die Interessenkonflikte nach sich ziehen können. Nach Recherchen der Washington Post sollen vier Länder – China, Israel, Mexiko und die Vereinigten Arabischen Emirate – nach Wegen gesucht haben, Kushners finanzielle Nöte zwecks politischer Einflussnahme auszunutzen. Die Immobilienfirma seiner Familie, mit rund 1,2 Milliarden Dollar verschuldet, braucht frische Kredite. Das Kronjuwel der Sammlung, ein New Yorker Wolkenkratzer mit der Adresse 666 Fifth Avenue, muss bis Anfang 2019 refinanziert werden. Erworben im Jahr 2007, kurz bevor die Häuserpreisblase platzte, hat das Prestigeobjekt wesentlich beigetragen zur Malaise des Kushner-Unternehmens. Da sich amerikanische Banken zurückhalten, sucht die Familie händeringend nach ausländischen Geldgebern. (Frank Herrmann aus Washington, 6.3.2018)

CBS News