Während in Sierra Leone am Mittwoch ein neuer Präsident gewählt wird, kritisieren drei österreichischen Organisationen das Landgrabbing vor Ort. Bodenbesitz sei extrem ungleich verteilt, zu spüren bekämen das vor allem Frauen.

Foto: APA/AFP/ISSOUF SANOGO

Wien/Freetown – Während die Bürger in Sierra Leone einen neuen Präsidenten sowie ein neues Parlament wählen, setzen sich österreichische Menschenrechtsorganisationen für Landrechte der oft benachteiligten Frauen in dem westafrikanischen Land ein. Bodenbesitz in Sierra Leone sei "extrem ungleich" verteilt und konzentriere sich zunehmend in den Händen weniger Agrarkonzerne, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung.

Drei NGOs mit gemeinsamer Kritik

In Makeni, im Norden Sierra Leones, hat der Schweizer Konzern "Addax BioEnergy" im Jahr 2010 "über 57.000 Hektar Land gepachtet und auf über 10.000 Hektar im großen Stil Zuckerrohr für die Ethanolproduktion angebaut – in erster Linie, um die Nachfrage nach Agrartreibstoffen in Europa zu befriedigen", heißt es in einer Aussendung vom Mittwoch, die von FIAN, der Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung, der österreichischen Bischofskonferenz für Internationale Entwicklung (KOO) sowie WIDE, dem entwicklungspolitischen Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven, verfasst ist. Der Anbau von Zuckerrohr braucht viel Wasser, Dünger und Pestizide und laugt dadurch die Böden aus.

Weil Frauen in Afrika den größten Anteil der Nahrungsmittelproduktion leisten, seien sie davon unmittelbar betroffen. So müssten sie nun weitere Wege zurücklegen, um Wasser zu holen. Auch die Trinkwasserversorgung der Dörfer sei beeinträchtigt, so die Organisationen. "Insbesondere durch exportorientierte Großprojekte werden Frauen an den Rand gedrängt und um ihre Existenzgrundlagen gebracht", warnt Melanie Oßberger von FIAN. Pachtverträge der internationalen Konzerne würden meist über die Köpfe der Frauen hinweg entschieden.

Forderungen an Bundesregierung

Anja Appel, Geschäftsführerin der KOO, forderte deshalb von der Bundesregierung, bei der Vergabe von Finanzmitteln an Unternehmen für Maßnahmen in Ländern des globalen Südens die "Förderung von und den gleichberechtigten Zugang für Frauen" zu gewährleisten.

Die Wirtschaft des krisengeplagten Landes brach in Folge der Ebola-Epidemie von 2014 bis 2016 um ein Viertel ein, der Staat wurde um Jahre zurückgeworfen. Fast 4.000 Menschen erlagen der Infektion. Am Mittwoch sind erstmals seit der Epidemie rund 3,2 Millionen Wähler aufgerufen, einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament zu bestimmen. Die Opposition wirft dem bisherigen Präsidenten Korruption und Missmanagement vor. Die Ergebnisse der Wahl werden in den kommenden zwei Tagen erwartet. (APA, 7.3.2018)