Für den ersten Terrorprozess in Sachsen musste ein neuer Gerichtssaal gebaut werden, damit alle Platz haben.

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Der Lokalpolitiker Michael Richter (Linkspartei) wurde Opfer eines Sprengstoffanschlags der rechtsextremen Gruppe. Weil er um sein Leben fürchtete, kehrte er Sachsen den Rücken.

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Dresden – Im Prozess gegen die rechtsextreme deutsche Gruppe Freital hat das Oberlandesgericht Dresden ein Jahr nach Beginn des Prozesses lange Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren verhängt. Die sieben Männer und eine Frau wurden am Mittwoch unter anderem wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und versuchten Mordes beziehungsweise Beihilfe dazu verurteilt.

Die Angeklagten mussten sich für insgesamt fünf im Jahr 2015 in Freital und Dresden verübte Sprengstoffanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und politische Gegner verantworten. Der erste Anschlag richtete sich gegen den Freitaler Stadtrat Michael Richter (Die Linke), der aus Angst vor neuen Übergriffen die Stadt verließ. Außerdem zündete die Gruppe selbstgebaute Sprengsätze an zwei Flüchtlingsunterkünften und überfiel gemeinsam mit Mitgliedern der rechtsextremen Freien Kameradschaft Dresden ein Dresdner Wohnprojekt von Flüchtlingsunterstützern.

Teilweise Geständnisse, Motive unklar

Die Taten wurden von den Beteiligten teils zugegeben. Dennoch hatte die Verteidigung eine niedrigere Strafe gefordert, der Vorwurf der Bildung und Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe sei überzogen.

Für den ersten Terrorprozess in Sachsen wurde eigens ein neuer Gerichtssaal gebaut, in dem alle Platz finden. Über ihre Motive sprachen die Angeklagten während des Prozesses nicht – die dort diskutierten Chatnachrichten der Gruppe unterstrichen allerdings ihre Einstellung. In den Nachrichten bezeichneten sie Geflüchtete als "Kanacken", Menschen, die ihnen helfen, als "Parasiten". (APA, dpa, lhag, 7.3.2018)