Nadine (links) und Teresa Strauss (22) sind ein Team.

Der Strand als Trainingsplatz: Im Sand und am liebsten unter freien Himmel ist der bevorzugte Trainingsort für die Beachvolleyballerin Teresa Strauss.

Bei 30 Grad am Strand liegen und lernen. Es gibt im Winter wohl weniger attraktive Orte, an denen man sich auf eine Prüfung vorbereitet. Was nach Spaß und Erholung klingen mag, ist für Teresa – besser bekannt als Tessa – Strauss allerdings harte Arbeit. Die 22-Jährige ist nämlich nicht nur Psychologiestudentin, sondern auch Profi-Beachvolleyballerin und hat als solche schon auf allen möglichen Stränden dieser Welt gespielt und dort eben auch gelernt. Gerade eben kam sie von einem dreiwöchigen Trainingslager in Florida zurück, drei Tage später stand bereits eine Prüfung im Terminkalender.

Bei Beantwortung der Frage, ob sich Strauss eher als Studentin, die nebenbei professionell Sport betreibt, sieht oder umgekehrt, zögert die junge Frau keine Sekunde: "Der Sport steht bei mir an erster Stelle, das Studium soll mir nach meiner Karriere helfen." Üblicherweise ist die Karriere für Volleyballer mit 35 Jahren zu Ende.

Kein Einzelfall

Strauss ist kein Einzelfall. Immer mehr Profisportler versuchen sich neben dem Spitzensport ein zweites Standbein aufzubauen, um nach ihrer sportlichen Karriere keine finanziellen Probleme zu bekommen. Der 2010 gegründete Verein "Kada – Sport mit Perspektive", der vom Sportministerium und vom Arbeitsmarktservice (AMS) finanziert wird, hat es sich zu Aufgabe gemacht, Spitzensportlern bei der Sicherung ihrer Zukunft zu helfen.

Insgesamt 1505 Athleten unterstützte der Verein seit seiner Gründung. Im vergangenen Jahr waren es 713 Sportler. Für sie betreibt der Verein Bildungsprogramme, vermittelt Lehrstellen und Jobs, hilft aber auch 240 studierenden Athleten bei der Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport.

Zwei Seiten der Medaille

Denn einen Sport professionell zu betreiben und nebenbei auch noch zu studieren sind zwei Dinge, die nicht leicht unter einen Hut zu bekommen sind. Immer wieder kollidieren Trainings- und Seminareinheiten, Turnier- und Prüfungstermine. In einem solchen Fall versuchen dann Personen wie Hans-Peter Muckenschnabel zu helfen. Seit 2010 fungiert Muckenschnabel nebenberuflich als "Karriereberater" des Vereins Kada. Als solcher versucht er, den Alltag der studierenden Sportler mithilfe entsprechender Kontakte an den Universitäten zu erleichtern.

Zu Beginn jedes Semester setzt er sich dazu mit Spitzensportlern zusammen und evaluiert das vergangene Semester und plant das kommende. Um mögliche Terminkollisionen zu vermeiden, haben studierende Spitzensportler oft das Privileg, sich in jenen Kurs einzuschreiben, der am wenigsten Überschneidungen mit Trainingsterminen bietet.

Außerdem ist es teilweise möglich, einen alternativen Prüfungstermin wahrzunehmen oder die Mindestanwesenheit bei Pflichtveranstaltungen zu reduzieren. Wichtig ist für Muckenschnabel, dass es sich hier stets um eine Unterstützung der Studierenden handelt, nicht um eine Vereinfachung des Studiums an sich. "Das ist weder unser Ziel noch das der Universitäten", sagt er.

Master bereits geplant

Strauss ist eine jener Sportlerinnen, die Muckenschnabel betreut. Für sie geht die Strategie momentan auf. Sportliche Erfolge konnte sie bereits mit Silber und Bronze bei den U20-Europameisterschaften feiern. Das Highlight ihrer jungen Karriere ereignete sich vergangenen Sommer. Da durfte sie bei den Weltmeisterschaften in Wien vor 8000 Zusehern aufschlagen und konnte sich sogar über einen Satzgewinn freuen. Und auch die akademische Karriere sollte bald zu einem Bachelor führen, das Masterstudium danach ist bereits geplant.

Mögliche Vertiefungen für den Master wären für sie die Bereiche Sportpsychologie oder Klinische Psychologie. Strauss' Studienalltag unterscheidet sich freilich wesentlich vom Stundenplan von Vollzeitstudierenden. Vergangenes Semester konnte sie überhaupt nur ein Seminar besuchen. Besser mit ihrem täglichen Training sind Lehrveranstaltungen ohne Anwesenheitspflicht vereinbar.

Training, Training, Training

Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Nadine, auch als Naty bekannt, die ihre Volleyballpartnerin ist, absolviert Tessa das tägliche Balltraining. Außerdem gilt es ein wöchentlich individuell abgestimmtes Krafttrainingsprogramm abzuarbeiten.

Da die beiden ausschließlich Beachvolleyball spielen, sind sie auf sandige Trainingsplätze angewiesen. Im Winter weichen sie auf das Maxx-Sportcenter in Wien-Floridsdorf aus – wenn sie nicht gerade auf Trainingslager in Miami, in Adelaide (Australien) oder Teneriffa (Spanien) sind, wie zahlreiche Einträge auf dem gemeinsamen Blog der Zwillingsschwestern, Beach Twins, zeigen.

Nadine, die um wenige Minuten jünger ist als Teresa, ist neben dem Spitzensport übrigens auch inskribiert: Sie studiert Sportwissenschaft an der Universität Wien. (Jakob Sturn, 9.3.2018)