Das Center Husum in der gleichnamigen Stadt an der deutschen Nordseeküste ist gerade in Bau, es soll 2019 eröffnet werden. Es entsteht anstelle eines Hertie-Kaufhauses und eines Gründerzeithauses.

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Das "Lago" in Konstanz wurde zuletzt mehrfach zu Deutschlands bestem Center (aus Sicht der Shopmieter) gewählt.

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Wien/Hamburg – Der Shoppingcentermarkt unterliegt einem enormen Wandel. Was man in Österreich beobachten kann, gilt auch für Deutschland: Es gibt kein Flächenwachstum mehr, Center werden großteils nur noch modernisiert und erweitert, immer mehr Einkaufszentren stehen auch leer.

"Sondersituationen"

"Der Markt ist weitgehend gesättigt", bestätigt Martin Mörl, Geschäftsführer der Prelios Immobilien Management, die sich um die Entwicklung, Vermietung, Repositionierung und auch den Betrieb von Shoppingcentern kümmert. Prelios hat 2004 das Lago in Konstanz eröffnet (das mittlerweile der Fondsgesellschaft Union Investment gehört), das in den vergangenen Jahren mehrfach zu Deutschlands bestem Shoppingcenter (aus Sicht der Shopmieter) gewählt wurde.

Ein gesättigter Markt also, aber es gebe noch "Sondersituationen", so Mörl: In Städten mit guter Kaufkraft, die auch für Touristen interessant sind und wo die Konkurrenzsituation entspannter ist als anderswo, könne man noch bauen – insbesondere dann, wenn gerade erst in zentraler Lage ein Kaufhaus geschlossen hat. In Husum an der Nordseeküste ist genau das passiert: Ein Hertie-Kaufhaus sperrte zu, Prelios errichtet nun an dem Standort (wobei auch ein nebenan liegendes Gründerzeithaus weichen musste) ein kleines Center mit 12.000 m² vermietbarer Fläche und 650 Pkw-Stellplätzen in zwei Ebenen über der (großteils einstöckigen) Mall. Eröffnet werden soll es 2019.

Gastro als "Magnet"

Von den 35 Shops werden gleich elf dem Gastrobereich zuzuordnen sein. Vom Flächenanteil gerechnet sind es 13 Prozent. "Früher waren zehn Prozent schon viel", so Mörl. "Aber der Trend ist eindeutig: Gastro ist ein Magnet, um Leute ins Center zu kriegen und zu halten." Auch beim Lago habe man die Gastronomie von anfangs fünf auf nun zehn Prozent verdoppelt.

Was die restlichen Shopmieter betrifft, müsse man heute ebenfalls umdenken, so der Experte. "Omni-Channeling ist wichtig. Man muss Mieter auswählen, die klar onlineorientiert sind" – das heißt etwa Filialisten mit stationärem Auftritt, die auch den Onlinevertrieb mitdenken. "Damit man beispielsweise online bestellen und dann im Laden abholen kann." Man müsse als Betreiber eines Einkaufszentrums also einerseits diese innovativen Mieter aktiv suchen, die andererseits auch bestenfalls aus Branchen stammen, "die einigermaßen resistent gegen Online sind". Textil, Elektronik und Sport sollte man deshalb nicht zu stark gewichten, denn dort spielt sich sehr viel nur noch online ab, so Mörl.

"Aktives" Centermanagement nötig

In Konstanz betreibe man außerdem ein "sehr aktives Centermanagement", das auch beinhalte, Mieterwechsel aktiv zu veranlassen und nicht zu warten, bis ein Mieter auszieht. So habe man es geschafft, eine "sehr große Bandbreite" anzusprechen, "von Aldi bis Joop".

Ein angebautes Kino und ein Fitnesscenter würden das Lago außerdem von einer nur zehn Stunden pro Tag in Betrieb befindlichen Handelsimmobilie "zu einer 18- bis 20-Stunden-Immobilie machen". Sprich: eine bessere Auslastung gewährleisten.

In Husum wird es kein Kino und kein Fitnesscenter geben, dort ist kein Platz dafür, "deshalb haben wir darauf geschaut, dass wir das unterbringen, was wirklich wichtig ist". Gestalterisch setzt man an der Nordseeküste auf das Thema Beach-House, also "Strandatmosphäre, nicht zu aufdringlich, aber erkennbar", so Mörl. Bei den Bodenbelägen, den Decken und der Beleuchtung will man das Thema aufgreifen, es soll auch dazu dienen, das Center für Touristen attraktiv zu machen. "Jedes Center braucht etwas Besonderes."

Unsichere Zukunft

Wer sich nicht ständig etwas Neues einfallen lässt, droht nämlich schnell den Anschluss zu verlieren, blickt Mörl skeptisch in die Zukunft der Shoppingcenter. Viele deutsche Center würden ein komplettes Refurbishment brauchen, speziell im Osten, wo nach der "Wende" sehr viel an den Stadträndern gebaut wurde, "weil es mit der Versorgung der Bevölkerung schnell gehen musste". Auch dort habe die Politik aber mittlerweile umgedacht "und begriffen, dass man die Innenstädte stärken muss". (Martin Putschögl, 14.3.2018)