Junge Deutsche zieht es vor allem ans Wasser, vor allem nach Spanien.

Foto: Elmar Gubisch

Fließend Kalt- und Warmwasser. Mit diesem Slogan hat Kärnten noch in den 1970er-Jahren um deutsche Gäste geworben – und war damit lange sehr erfolgreich. Mit Selbstverständlichkeiten wie diesen, Blümchenkaffee und Schokokuchen lässt sich schon lange kein Gast mehr locken. Trotz mancher Auf und Abs ist die Treue gerade deutscher Gäste zur jeweiligen Lieblingsdestination in Österreich ungebrochen.

Unter der Oberfläche ist aber einiges in Bewegung. "Die jungen Deutschen ticken anders als ihre Eltern", sagte Marktforscher Martin Lohmann am Rande der ITB, der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin. Die Reiselust von Jung wie Alt sei zwar ungebrochen und das Reisebudget groß wie nie. Im Gegensatz zur älteren Generation würden jüngere Deutsche mehrheitlich Warmwasserziele Bergdestinationen vorziehen.

Das hieße aber nicht zwingend, dass der zu beobachtende Trend Österreichs Tourismus langfristig schadet. "Österreich sollte versuchen, relevant zu bleiben, aufzufallen", sagte Lohmann. Das sei allein deshalb notwendig, weil den Urlaubshungrigen im 21. Jahrhundert anders als früher beinahe die ganze Welt offenstehe.

Lohmann ist seit vielen Jahren als wissenschaftlicher Berater für die deutsche Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen tätig. Als solcher weiß er wie kaum ein Zweiter, was Deutsche über Urlaub denken (kaum verzichtbar) und wie sie Reiseziele festlegen (häufig spontan, in Familien entscheidet meist die Frau).

Sogwirkung entfalten

Vertrautes mit Überraschendem zu verbinden – das sei die Kunst und wohl auch der Schlüssel, damit Österreichs Tourismus weiter Sogwirkung auch auf junge Deutsche ausüben könne.

Deutschland ist seit Jahren der mit Abstand wichtigste Quellmarkt für den Österreich-Tourismus. Im Vorjahr lagen deutsche Gäste zahlenmäßig sogar vor Österreichern, die in der Heimat Urlaub machten. Bei Kurreisen (zwei bis vier Tage) liegt Österreich in der Gunst der Deutschen unter den Auslandszielen auf Platz eins.

Laut den jüngsten Ergebnissen der Reiseanalyse zieht es die Deutschen bei ihren Urlaubsreisen mehr denn je in die Ferne. So waren im Vorjahr 72 Prozent aller Urlaubsreisen ex Deutschland Fernreisen mit einem Ziel außerhalb Europas und des Mittelmeerraums. Ein so hoher Anteil an Fernreisen wurde in der knapp 50-jährigen Geschichte der Reiseanalyse noch nie registriert. Trotzdem ist Deutschland mit 28 Prozent aller Urlaubsreisen weiter das wichtigste Urlaubsziel der Deutschen.

Auch das Ranking der Top-Auslandsziele ist seit Jahren stabil. Spanien steht unangefochten an der Spitze, gefolgt von Italien, der Türkei und Österreich. Ohne die in Deutschland lebenden Ausländer konnte Österreich im Vorjahr mit einem Marktanteil von 5,1 Prozent erstmals seit 2009 wieder den dritten Platz vor der Türkei (4,3 Prozent) belegen. (Günther Strobl aus Berlin, 9.3.2018)