Zerstörte Gebäude in Ostghouta

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Damaskus – Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hat ein internationaler Hilfskonvoi das umkämpfte syrische Rebellengebiet Ostghouta erreicht. Die 13 Lastwagen seien am Freitag in dem Ort Douma eingetroffen, erklärte eine Sprecherin des UN-Nothilfebüros OCHA. Geladen haben sie Lebensmittelpakete für 12.000 Menschen. Allerdings beklagte die Uno, Beschuss habe die Hilfslieferung bedroht. Wer dafür die Verantwortung trug, blieb zunächst unklar.

Dem OCHA zufolge handelt es sich um Hilfsgüter, die am Montag nicht hatten abgeladen werden können. Diese erste Lieferung hatte wegen der Kämpfe abgebrochen werden müssen.

Waffenruhe gefordert

Das Uno-Kinderhilfswerk (Unicef) forderte die Konfliktparteien auf, Hilfslieferungen für die Ostghouta zu ermöglichen. "Wir brauchen endlich eine Waffenruhe, die diesen Namen verdient", sagte der Unicef-Regionaldirektor für Nahost und Nordafrika, Geert Cappelaere, in Amman. "Wie soll unser medizinisches Personal dort arbeiten, wenn Konfliktparteien medizinische Güter aus den Konvois entfernen?" Nach Angaben von Unicef sind inzwischen 40 Prozent der rund 200.000 Kinder in dem umkämpften Gebiet chronisch unterernährt.

Eine vom Uno-Sicherheitsrat geforderte 30-tägige Waffenruhe für ganz Syrien ist in Ost-Ghouta ohne Wirkung geblieben. Die Gewalt geht jedoch während einer von Russland angeordneten täglichen fünfstündigen Feuerpause zurück. Hilfsorganisationen beklagen allerdings, die Zeit reiche für Lieferungen nicht aus.

Über tausend Tote

Bei der Offensive der syrischen Armee in Ostghouta sind nach Angaben von Ärzten ohne Grenzen 1.005 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verletzten liege bei 4.829, teilte die Hilfsorganisation am Donnerstag mit. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 915 getöteten Zivilisten in den vergangenen 18 Tagen.

Aus der Region östlich von Damaskus sind inzwischen zehntausende Syrer geflohen: Eine UN-Sprecherin erklärte, die Städte Mesraba, Hammuriyeh und Mudreia, wo im Dezember insgesamt noch 50.000 Menschen gelebt hätten, seien inzwischen verlassen. Die syrische Armee steht nach Angaben aus Militärkreisen von einem deutlichen Erfolg in Ostghouta.

YPG "bis zur irakischen Grenze" vertreiben

An einer anderen Front im syrischen Krieg in die Türkei auf dem Vormarsch: Türkische Truppen stehen nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdogan unmittelbar vor der Einnahme der Stadt Afrin in der gleichnamigen kurdischen Enklave im Nordwesten Syriens. Der Belagerungsring um den Ort sei geschlossen, erklärte Erdogan in einer am Freitag im Fernsehen übertragenen Rede in Ankara. Vonseiten der YPG dementierte man allerdings, dass die türkische Armee die Stadt belagert hätte, sie sei noch 10 bis 15 Kilometer entfernt.

Im Anschluss an die Afrin-Offensive will die türkische Armee die Kurdenmiliz YPG in Syrien nach den Worten Erdogans über die gesamte Länge der türkischen Grenze vertreiben. "Heute sind wir in Afrin, morgen werden wir in Manbij sein. Übermorgen werden wir gewährleisten, dass der Osten des Euphrats bis zur irakischen Grenze von Terroristen gesäubert wird, so Gott will." (APA, Reuters, red, 9.3.2018)