Bild nicht mehr verfügbar.

Trump brachte das Thema "Gewalt in Games" nach dem Amoklauf ins Gespräch.

Foto: AP

Bei einem Amoklauf an der Marjory Stoneman Douglas Highschool in Florida sind Mitte Februar 17 Menschen zu Tode gekommen. Aus bisher ungeklärten Motiven war ein ehemaliger Schüler mit einem halbautomatischen Gewehr in das Gebäude eingedrungen und hatte auf Schüler und Lehrer in den Gängen gefeuert. Der Vorfall löste einmal mehr eine Diskussion über die Regulierung von Schusswaffen in den USA aus – bislang allerdings ohne konkrete Ergebnisse.

US-Präsident Donald Trump öffnete allerdings auch ein anderes "Fass". In einer Ansprache in den Tagen nach den Schüssen verwies er auf Videospiele: "Ich höre, dass immer mehr Leute sagen, dass das Ausmaß an Gewalt in Games wirklich die Gedanken junger Leute formt."

Ein Statement, das für teils empörte Reaktionen sorgte. "Wir lassen uns nicht als Sündenbock missbrauchen", ärgerte man sich etwa bei der International Game Developers Association. Trump lud Vertreter der Spieleindustrie und Verfechter strengerer Regeln für Games kurzfristig zu einem nichtöffentlichen Treffen ins Weiße Haus. Die "Washington Post" konnte sich einen Einblick in das Meeting verschaffen.

Geladen waren Vertreter verschiedener großer Games-Publisher wie Zenimax und Take-Two, aber auch der Chef des Industrieverbands Entertainment Software Association (ESA). Dazu kamen auch Kritiker, etwa mehrere republikanische Politiker sowie Vertreter des Parents Television Council (PTC) und des Media Research Council.

The White House

Elternorganisation will strengere Auflagen

Eingeleitet wurde das Treffen von einem Video, das Trump den Teilnehmern vorspielte. Der knapp 90-sekündige Clip enthält brutale und nicht in Kontext gesetzte Szenen aus verschiedenen Games, die man bei The Verge mittlerweile identifiziert hat. Dabei sind etwa drei "Call of Duty"-Teile, "Sniper Elite 4" und "The Evil Within".

Mit unmittelbaren Folgen ist nach dem Meeting nicht zu rechnen. Es wurden mitunter bekannte Argumente ausgetauscht. Vertreter der PTC stellten einen Zusammenhang zwischen Gewalttaten und gewalttätigen Inhalten in Spielen und anderen Medien in den Raum. "Die Videospielindustrie will am Status quo festhalten und ist immer noch nicht bereit, über den Einfluss von Gewalt in Medien auf unsere Kinder zu reden", hieß es nach dem Treffen.

Seitens des Media Research Council wurden strengere Regulierungen für Videospiele gefordert. Diese sollten in puncto Verfügbarkeit Alkohol und Tabak gleichgestellt werden – beides wird in vielen Bundesstaaten erst ab 21 Jahren abgegeben.

Industrievertreter: Wissenschaftlicher Nachweis fehlt

Die ESA verwies darauf, dass ein solcher Zusammenhang in zahlreichen Untersuchungen immer noch nicht belegt werden konnte. Games mit Gewaltinhalten seien weltweit erhältlich, während Gewaltvorfälle mit Schusswaffen ein sehr USA-spezifisches Problem seien.

Auch der aus Florida stammende Senator Marco Rubio hielt fest, dass es bislang keinen Hinweis gibt, dass der Attentäter von Parkland durch Videospiele beeinflusst worden sei. Schon im Vorfeld des Treffens hatten Kritiker Trump unterstellt, von der Diskussion über strengere Waffengesetze ablenken zu wollen.

Vage Stellungnahmen

Die Stellungnahmen anderer Teilnehmer zu dem Treffen legen nahe, das eher nicht mit unmittelbaren Konsequenzen zu rechnen ist. "Wir haben uns über die Möglichkeit gefreut, heute mit Präsident Trump und anderen gewählten Vertretern im Weißen Haus sprechen zu können", verlautbarte die ESA eher schmallippig. "Wir haben darüber gesprochen, dass zahlreiche Studien keinen Zusammenhang zwischen Videospielen und Gewalt finden konnten und wie unser Alterseinstufungssystem Eltern effektiv hilft, informierte Entscheidungen zu treffen. Wir bedanken uns für den aufgeschlossenen Zugang des Präsidenten."

"Der Präsident hat anerkannt, dass manche Studien einen Zusammenhang zwischen realer Gewalt und Videospielen nahelegen", schrieb das Weiße Haus über den Austausch mit dem PTC. "Das Gespräch befasste sich hauptsächlich damit, ob Spiele, die Tötungen grafisch simulieren, die Menschen gegenüber Gewalt desensibilisieren."

Das "X-Ray"-System von "Sniper Elite 4" wurde kontrovers diskutiert.
Foto: Sniper Elite 4

"Killerspiele"-Déjà-vu

Es bleibt nun abzuwarten, ob die Diskussion über Videogames seitens der US-Regierung weiter geführt wird. In der Vergangenheit wurden immer wieder Spiele als Ursache oder mögliche Ursache für Gewalttaten herangezogen. Über Jahre hinweg beschäftigte das Thema unter dem Schlagwort "Killerspiele" etwa infolge verschiedener Amokläufe von Schülern die deutsche Politik.

Übertriebene Gewaltabbildung wird auch innerhalb der Industrie und von Spielemedien kontrovers diskutiert. Die physikalisch akkurate Abbildung der Zerstörung von Knochen und Organen bei Treffern im Spiel "Sniper Elite 4" wurde ebenso kritisiert wie die blutigen "Finishing Moves" des letzten "Mortal Kombat"-Teils. Auch an Games wie "Hatred", bei denen Spieler explizit für die Gewaltausübung gegen Zivilisten belohnt werden, sind längst nicht unumstritten. (gpi, 9.3.2018)