Bild nicht mehr verfügbar.

Donald Trump umringt von heimischen Stahlarbeitern im Weißen Haus bei der Unterzeichnung der neuen Strafzölle auf Stahl und Aluminium.

Foto: Reuters / Leah Millis

Die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium haben enge Verbündete vor den Kopf gestoßen. Nach aktuellem Stand ist die EU am stärksten von den Maßnahmen betroffen. Gleichzeitig ist der transatlantische Tausch die weltweit wichtigste Handelsbeziehung. Im Vorjahr flossen Güter im Wert von rund 720 Milliarden Dollar (590 Milliarden Euro) zwischen der EU und den USA. Dazu kommen von beiden Seiten jeweils 200 Milliarden an Dienstleistungen. Der US-Präsident empört sich jedoch über das Handelsdefizit von rund 150 Milliarden Dollar.

Die EU ist nach Kanada der zweitgrößte Lieferant von Stahl und Aluminium in die USA (zusammen betrachtet). China belegt mit einem Anteil von sechs Prozent nur Rang sechs. Das liegt mitunter an bereits früher eingeführten und zielgerichteten Strafzöllen gegen chinesischen Billigstahl.

Obwohl Kanada mehr von den beiden Produkten in die USA exportiert, sind EU-Produzenten mitunter stärker von den Strafzöllen betroffen. Einerseits ist Kanada so wie Mexiko vorerst von den Zöllen ausgenommen. Zweitens trifft der US-Zoll von 25 Prozent Stahl deutlich härter als die zehn Prozent auf Aluminium. EU-Produzenten liefern etwa sechsmal so viel Stahl wie Aluminium in die USA, während in Kanada das Verhältnis ausgeglichener ist. Daher ist das neue Zollregime besonders schmerzlich für die Europäer.

Die erwarteten Kosten der Strafzölle belaufen sich für die EU auf über zwei Milliarden Euro im Jahr, wie eine Berechnung des Peterson Institute for International Economics zeigt. Südkorea, das ebenfalls überwiegend Stahl und nicht Aluminium exportiert, könnte ein Verlust von einer Milliarde Euro treffen.

Trump erwartet sich von Kanada und Mexiko im Gegenzug für die vorläufige Ausnahmeregelung Zugeständnisse in der laufenden Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta). Sollten diese nicht eintreten, drohen Kanadas Stahlindistrie durch die Strafzölle Verluste von 2,6 Milliarden Euro. Der engste Verbündete der USA würde somit zum Hauptleidtragenden.

Der weltweit größte Stahlproduzent China käme mit geschätzten Kosten von 0,6 Milliarden Euro vergleichsweise glimpflich davon, wie auch Trumps Kritiker aus den eigenen Reihen betonen. (slp, 9.3.2018)