Sie tragen Namen wie "Freiheitlicher Widerstand", "FPÖ" oder "Ich wohne auf der richtigen Seite der Donau" – und sie werden genutzt, um gegen Ausländer und politisch Andersdenkende zu hetzen. Es handelt sich um geschlossene Gruppen auf Facebook, die mehrere tausend Mitglieder haben. In ihnen wird die Welt als sehr gefährlicher Ort präsentiert: Beinahe im Minutentakt teilen User – darunter auch Administratoren der Gruppe – Meldungen über angeblich kriminelle Ausländer.

Rechtsextreme Infiltration

Auch rechtsextreme Gruppen nutzen die Community, um ihre Anliegen zu verbreiten. So engagierte sich in den österreichischen Facebook-Gruppen wiederholt die deutsche Bewegung "Pro NRW", die von Behörden als verfassungsfeindlich eingestuft wird. Auch die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" und die "Partei des Volkes", deren Führungsspitze an der Schändung einer Moschee beteiligt war, machen Stimmung.

Falsch- und Lokalmeldungen

Geteilt werden Videos und Nachrichtenartikel aus aller Welt, die eines gemeinsam haben: Darin wird von angeblichen Straftaten von dunkelhäutigen Menschen berichtet. Oftmals werden Orts- oder Zeitangaben verfälscht, also etwa Vorfälle in Afrika als Video aus den Vororten europäischer Städte verkauft. Einige der geteilten Postings sind jedoch komplette Falschmeldungen.

Verschwörungstheorien

Dazu kommen Verschwörungstheorien, etwa über Illuminaten, die Rothschilds oder George Soros. Diese gleiten in eine antisemitische Richtung ab. Auch Wiederbetätigung findet sich, etwa in der Gruppe "Freiheitliche Widerstandsbewegung" mit über 13.000 Mitgliedern. Dort schreibt ein Nutzer, der Widerstandskämpfer Claus von Stauffenberg wäre bei einem erfolgreichen Attentat auf Hitler "kein Held, sondern ein Mörder gewesen– so schaut's aus".

FPÖ distanziert sich

Eine Anfrage bei der FPÖ, ob die Facebook-Gruppe "FPÖ" mit fast 6.500 Mitgliedern in Zusammenhang mit der Partei steht, mündet in einer klaren Distanzierung. "Diese Seiten haben gar nichts mit der FPÖ zu tun, wir werden uns diesbezüglich an Facebook wenden", heißt es. In der Gruppe ist allerdings auch ein FPÖ-Gemeinderat als Administrator tätig. Zuletzt sorgte die Gruppe "Ich wohne auf der richtigen Seite der Donau" für Aufsehen, weil dort mehrere Bezirks- und Landespolitiker, die überwiegend bei der FPÖ tätig waren, aktiv waren. Auch dort wurden rechtsextreme und teils neonazistische Inhalte publiziert– etwa Links auf Beiträge des Holocaust-Leugners Gerd Honsik.

Filterblase

Wer den Gruppen beitritt und mit Beiträgen interagiert, wird von Facebook in der eigenen Timeline mit anderen Postings aus der Gruppe bombardiert. Außerdem werden ähnliche Gruppen und Seiten auf Facebook vorgeschlagen. Das soziale Netzwerk führt Nutzer also noch tiefer in die Filterblase. (Fabian Schmid, 11.3.2018)