Foto: Lisi Specht
Fotos: Lisi Specht
Fotos: Lisi Specht
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Der Objektkünstler und Maler Knud Tiroch lebt mit seiner Frau und zahllosen Autos in insgesamt sechs umgebauten Flugzeughangars im Süden von Wien. Sein Zuhause erinnert ihn ein bisschen an einen Bauernhof.

"Ich wohne seit 30 Jahren in umgebauten Flugzeughangars mitten in einem Industriegebiet. Diese Hangars, mittlerweile stehen hier sechs Stück davon, haben wir damals selbst gebaut. Sie werden in Oklahoma erzeugt und in Teilen angeliefert, zusammengeschraubt und dann isoliert. Sie sind auch für Tornados gewappnet und sogar für bis zu 230 km/h Windgeschwindigkeit gerüstet. Man ist hier gesichert wie unter einer Käseglocke. Wenn es draußen stürmt, merkt man hier drinnen gar nichts. Die Mauern sind 35 Zentimeter dick. Robuste Mauern zu haben ist mir wichtig.

Sein "Office" ist für Knud Tiroch mehr Wohnzimmer als Büro. Denn dort, wo man arbeitet, muss man sich auch wohlfühlen – nur dann kann man kreativ sein, so der Künstler.
Foto: Lisi Specht

In einem Industriegebiet zu wohnen war damals kein Problem, heute würde das nicht mehr gehen. Früher konnte man noch Wohnungen dazubauen. Viele Leute sind richtig schockiert, wenn ich erzähle, dass ich in einem Industriezentrum wohne. Ich habe damit überhaupt kein Problem. Hier ist es besonders ruhig, vor allem am Wochenende.

Für mich als Künstler war ganz klar, dass ich nicht in einem Haus in einer Reihenhaussiedlung oder sonst wo wohnen und mein Atelier hier haben kann, denn: Ich muss um Mitternacht oder fünf Uhr in der Früh auch malen können. Ich habe mir deshalb einen Platz gesucht, an dem ich alles ausüben kann, was ich mache: wohnen, malen und an meinen Automobilobjekten arbeiten.

Fotos: Lisi Specht

Es ist hier ein bisschen so wie auf einem Bauernhof. Die Bauern wohnen ja auch auf ihrem Hof und nicht in einem Haus in der nächsten Stadt. Hohe Lebensqualität ist für mich, dass ich nicht mit dem Auto in die Arbeit fahren muss. Das ist direkter Umweltschutz, dass man seinen Arbeitsplatz so nah wie möglich am Schlafplatz hat.

Mein Lieblingsplatz ist das Wohnbüro. Wenn ich male, ein Konzept entwerfe, ein neues Projekt plane, dann verbringe ich viel Zeit in diesem Raum. Der soll nicht aussehen wie ein "Office", sondern wie ein Wohnzimmer. Deshalb bin ich hier immer gerne. Diese Atmosphäre brauche ich, sonst kann ich nicht kreativ sein. Es ist der größte Raum hier in den Hangars, hier empfange ich auch Gäste. Außerdem sind meine Pokale in diesem Raum untergebracht, und meine Autohalle liegt gleich dahinter. Ich habe definitiv mehr Hubraum als Wohnraum.

Fotos: Lisi Specht

Der eigentliche Wohnbereich liegt im oberen Teil eines Hangars und ist 180 Quadratmeter groß. Es ist ein offener Wohnraum in U-Form. Hier haben wir alles selbst gemacht, auch den Steinfußboden. An den Wänden hängen bemalte Geweihe, sie sind von meinem Vater, der war Großwildjäger in Afrika. Wo die abgerundete Decke abfällt, haben wir Schränke eingebaut, anders kann man diesen Bereich auch nicht nutzen.

Die Einrichtung hat sich über die Jahre angesammelt. Hier im Wohnbereich haben wir einige Bretz-Möbel, die halten viel aus. Ich stehe auf Qualität, ich will mir etwas einmal kaufen und das lange behalten, nicht immer Neues kaufen müssen.

Fotos: Lisi Specht

Ich hasse komplett weiße Räume. Mir gefallen dunkle, erdige Töne. Heute bauen Architekten immer mehr Glas ein und immer viereckiger. Der Trend ist wieder zurück beim schlechten Geschmack der 1970er-Jahre, alles schaut aus wie ein Container mit Glasfront. Wenn man es schafft, und das versuche ich, sich von Trends nicht leiten zu lassen, ist man unabhängiger von der Konsumgesellschaft. Sowieso könnte ich mich nie 'einrichten lassen', wie viele Leute es machen. Dafür bin ich viel zu kreativ. Meiner Meinung nach ist es so: Wenn man trendgebunden baut, um in zu sein – ist man in dem Moment, in dem man aufsperrt, schon wieder out." (12.3.2018)