ÖVP, FPÖ, SPÖ, alle wollen sie zurück in die 70er-Jahre. Der neue Wiener SP-Boss Ludwig will eine Verkehrspolitik wie in den 1970ern (sagen die Wiener Grünen). Die ÖVP und FPÖ wollen ein Rauchergesetz, das uns in die 1970er zurückwirft (sagt der Krebsarzt Zielinski). Auch der Krisenkolumnist will zurück in die 1970er. Verglichen mit den 2010ern hatten die 1970er Vorteile, die ihr nur leider nicht erlebt oder mitbekommen habt, liebe Jungleserinnen und Jungleser.

In den 70ern gab es keine asozialen Netzwerke. Wollte man in die Ferne kommunizieren, so griff man zum Viertelanschluss-Telefon und sprach mit Freunden, die man persönlich kannte, nicht mit Internet-Schimären, die in Wahrheit ein Schadprogramm aus der Trollfabrik in St. Petersburg sind. In den 70ern blieb man mangels Twitter und Facebook selig im Unklaren, was andere Leute zu Mittag aßen.

In den 70ern war die Musik besser (Led Zeppelin statt David Guetta). In den 70ern waren die Filme besser. Den Oscar gewannen French Connection oder Der Pate und keine Unterwasserschmonzetten wie The Shape of Water (hätte man den hässlichen Fischbuben gleich eingangs geschlachtet, filetiert und mit Zitronenscheiben angerichtet, wären uns zwei unnötige Stunden im Kino erspart geblieben).

Those were the days, my friends!

In den 70ern spielte man Flipper, nicht Ego-Shooter, bei denen man in miesen Verliesen endlos Pixelhaufen metzeln muss. Vor allem aber rauchte man in den 70ern, immer, überall und nicht zu knapp. Man musste rauchen, denn mit unbetäubten Geschmacksnerven hätte man den Glykolwein im Beisl nicht hinunterbekommen. In den Aschenbechern türmten sich duftende Stummelberge. Allerorten schwebten anheimelnde Schwaden. Hätte jemand angedacht, die Rauch- von der Arbeitszeit abzuziehen, er wäre auf der Stelle gelyncht worden. Those were the days, my friends!

Zum Glück wird die Aschenbecherpartei ÖVP gemeinsam mit den "Das Volk kann uns kreuzweise"-Populisten von der FPÖ dafür sorgen, dass wir unsere Lungenbrötchen wieder unbeschwert genießen können. Kürzlich hat vor mir in Wien ein rauchender Sir einen untertellergroßen Nikotinauswurf aufs Trottoir geschlatzt. In solchen Momenten verspürt man Gefühle von Freiheit und Abenteuer. Um nichts in der Welt möchte ich mir die von einem grausligen Gesetz verbieten lassen. (Christoph Winder, 10.3.2018)