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Updates sind nur dann ein Grund zur Freude, wenn man sie auch wirklich erhält – was unter Android leider die Ausnahme und nicht die Regel ist.

Foto: Mark Lennihan / AP

In den vergangenen Jahren hat Google einiges unternommen, um die Auslieferung von Updates auf neue Betriebssystemgenerationen zu beschleunigen. Die eigenen Partner erhalten mittlerweile nicht nur vorab Zugriff auf den Quellcode einer neuen Version, Google hat über die Jahre auch einige Änderungen an Android vorgenommen, um die Erstellung von Updates zu erleichtern. Als Android-Nutzer könnte man allerdings schon einmal den Eindruck erhalten, dass all dies nicht das Geringste am Status quo geändert hat – und hätte damit recht.

Zahlenmaterial

Wie eine Analyse von "Computerworld"-Autor J. R. Raphael eindrucksvoll belegt, sind die großen Hardwarehersteller in den vergangenen Jahren sogar schlechter bei der Auslieferung von großen Betriebssystem-Updates geworden. So habe sich die Phase zwischen der Veröffentlichung einer neuen Android-Generation und der Verfügbarkeit eines Updates für die aktuellen Flaggschiffe von Samsung, LG und Co kontinuierlich verlängert.

Oreo stellt dabei bisher den traurigen Tiefpunkt dieser Entwicklung dar: In den USA – wo Raphael seine Daten erhoben hat – haben LG und Samsung erst vor kurzem mit dem Upgrade auf Android 8 für ihre aktuellsten Geräte begonnen. Damit lässt man die eigenen Nutzer mehr als 200 Tage warten – und somit erheblich länger als je zuvor. Selbst das ist übrigens der Optimalfall, da die Zahlen das erste Auftauchen einer neuen Version berücksichtigen. Je nach Provider kann es erheblich länger dauern, bis wirklich alle Geräte die neue Version erhalten.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die großen Hersteller lassen sich immer länger Zeit mit Android-Upgrades.
Grafik: Computerworld

Fallbeispiel: Motorola

Besonders deutlich zeigt sich dieser Verfall der ohnehin schon schwach ausgeprägten Update-Kultur bei der Lenovo-Tochter Motorola. Konnte diese bei Android (damals noch im Google-Besitz stehend) innerhalb weniger Tage ein Update für das aktuellste Topgerät ausliefern, wurde diese Periode über die vergangenen Versionen immer länger. Und auch bei HTC ist man in Hinblick auf die Update-Erstellung kontinuierlich schlechter geworden.

Noch deprimierender ist der Blick auf die jeweiligen Vorjahresflaggschiffe. Vereinfacht gesagt lautet die Erkenntnis, dass man besser kein zweites großes Update fix erwarten sollte – oder zumindest eine sehr lange Wartezeit in Kauf nehmen muss. Motorola habe etwa rekordverdächtige 433 Tage gebraucht, um das versprochene Nougat-Update auszuliefern. LG stelle in dieser Hinsicht gleich einen Totalausfall dar.

Grafik: Computerworld

Google und dann lange nichts

Als Ausnahme unter den prominenten Herstellern darf derzeit eigentlich nur Google gelten, das im Rahmen des Support-Versprechens auch ziemlich exakt das liefert, was man verspricht. Entsprechend gibt es hier die Updates um ein Vielfaches schneller als bei allen anderen Android-Hardwareanbietern. Mittelmäßige Werte bescheinigt "Computerworld" zumindest noch One Plus, alle anderen Hersteller bekommen im Upgrade-Ranking nach dem amerikanischen Schulnotensystem ein "F" – also eine negative Bewertung.

Ausnahmen

Einschränkend erwähnt Raphael, dass es noch zwei Hersteller gibt, die sich in letzter Zeit sehr vielversprechend entwickelt haben, in der Statistik aber nicht vorkommen: Sony und HMD Global (Nokia). Nokia, weil es noch zu früh ist, um hier eine langfristige Perspektive anlegen zu können, immerhin gibt es den Hersteller gerade erst ein Jahr. Sony wiederum wurde aus dem Ranking genommen, weil dessen Smartphones in den USA praktisch keinerlei Rolle spielen.

Update-Ablauf

Die Beobachtungen des STANDARD bestätigen jene des "Computerworld"-Autors weitgehend. Nach der Veröffentlichung von Android 8 Mitte August 2017 tat sich zwei Monate lang einmal gar nichts – wenn man Googles eigene Gerät ausnimmt. Ende Oktober lieferte dann Sony als erster Dritthersteller ein Oreo-Upgrade – und zwar für das (wenig verbreitete) XZ Premium. Mitte November folgte schließlich das Update für das One Plus 3/3T. Nach weiteren Sony-Geräten folgte dann kurze Zeit später mit HMD Global und dem Nokia 8 der dritte Hersteller. Große Hersteller wie Samsung ließen sich hingegen erheblich länger Zeit beziehungsweise liefern bisher größtenteils noch immer keine Aktualisierungen für ihre zum Teil knapp unter 1.000 Euro verkauften Geräte.

Hoffnungen

Bleibt zumindest die sanfte Hoffnung auf eine Besserung beim nächsten großen Upgrade. Immerhin hat Google mit seinem Project Treble in Android 8 die Basis geschaffen, um die Update-Erstellung erheblich zu erleichtern, das sollte bei Android P dann zum ersten Mal zum Tragen kommen. Dieser Hoffnung widerspricht allerdings die bisherige Erfahrung – legen die erwähnten Zahlen doch nahe, dass es nicht technische Hürden sind, die die langen Wartefristen auf Betriebssystem-Upgrades auslösen, sondern das mangelnde Interesse der Hersteller an einer raschen Update-Versorgung. Insofern wird sich an dieser Situation wohl erst dann etwas ändern, wenn die Konsumenten zunehmend zu Geräten greifen, die ein ordentliches Update-Versprechen bieten – und somit Unternehmen wie Samsung und LG unter Druck geraten. (Andreas Proschofsky, 10.4.2018)