Rom – Der italienischen Polizei ist ein Schlag gegen die kalabresische Mafia 'Ndrangheta gelungen. Den Sicherheitskräften ging am Samstag der Boss Antonino Pesce ins Netz. Der 26-Jährige wurde in einer Wohnung in der kalabresischen Stadt Rosarno gefasst, berichtete die Polizei. Beim Eindringen der Polizei leistete der Kriminelle keinen Widerstand.

Der seit einem Jahr flüchtige Mafiaboss zählte zu den meistgesuchten Kriminellen Italiens. Er kontrollierte unter anderem den Transport von Obst vom kalabresischen Hafen Gioia Taura in Richtung Norditalien.

Nach einer Razzia im vergangenen Jahr, die zur Festnahme mehrerer Mitglieder seines Clans führte, hatte Pesce die Führung der kriminellen Organisation übernommen. Die 'Ndrangheta gilt als die reichste Mafia-Organisation in Italien mit tiefen Verstrickungen in das Wirtschaftssystem des Landes.

Werte predigen, aber nicht praktizieren

Derweil hat der Erzbischof von Palermo, Corrado Lorefice, Versäumnisse der römisch-katholischen Kirche im Umgang mit der Mafia eingeräumt. Die Kirche müsse um Entschuldigung bitten, weil sie Werte des Evangeliums lediglich gepredigt, aber gegenüber dem Organisierten Verbrechen nicht praktiziert habe, sagte Lorefice laut der Zeitung "Giornale di Sicilia" am Freitag, wie Kathpress berichtet.

Zugleich betonte er bei einer Veranstaltung in Palermo, die Haltung der Kirche habe sich in den vergangenen Jahren geändert. Lorefice verwies auf die von der Mafia ermordeten Priester Pino Puglisi und Giuseppe Diana sowie den Staatsanwalt und überzeugten Katholiken Rosario Livatino, der ebenfalls Opfer eines Anschlags wurde. Durch sie habe er gelernt, dass eine "freie und befreiende Kirche eine Kirche ist, die nicht Rückhalt und Privilegien bei der führenden Klasse sucht", so der Erzbischof.

Der Historiker Rosario Mangiameli sagte, das frühere Schweigen von Teilen der Kirche gegenüber der Mafia werde oft mit Angst vor dem Kommunismus begründet. Von einer Schwächung der mafiösen Kräfte hätte die Kirche demnach eine Stärkung der atheistischen Doktrin befürchtet, so der Wissenschafter von der Universität Catania.(APA, 10.3.2018)