Kardinal Lehmann beim Festgottesdienst zu seinem 80. Geburtstag im Mainzer Dom

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Mainz – Der bekannte deutsche Kardinal Karl Lehmann ist tot. Der frühere Bischof von Mainz (Rheinland-Pfalz) starb dort nach Angaben des Bistums mit 81 Jahren am Sonntag in der Früh in seinem Haus. Seit September 2017 hatte der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz mit den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung zu kämpfen.

Der aktuelle Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, das Bistum trauere um einen "weit über die Kirche hinaus hoch anerkannten Theologen und Seelsorger, einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und einen Zeugen des Glaubens inmitten der Gesellschaft".

Mit "großer Betroffenheit und Trauer" reagierte auch der aktuelle Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auf die Nachricht von Lehmanns Tod. "Ein großer Theologe, Bischof und Menschenfreund geht von uns", erklärte Marx. "Mit seinem Tod verlieren wir einen warmherzigen und menschlichen Bischof, den eine große Sprachkraft auszeichnete."

"Weltoffener Katholizismus"

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) würdigte Lehmann als "einen den Menschen stets zugewandten Seelsorger und großen Gelehrten". "Als Bischof von Mainz und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war Karl Kardinal Lehmann ein hochangesehener Brückenbauer, ein Förderer der Ökumene und Mann des Dialogs zwischen Kirche, Gesellschaft und Politik – und damit ein ermutigendes Beispiel für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum."

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erklärte, Lehmann habe in seinen 33 Jahren als Mainzer Bischof "Maßstäbe für einen weltoffenen Katholizismus gesetzt".

Lehmann war einer der beliebtesten Katholiken Deutschlands und genoss weltweit Ansehen. Der 1936 im baden-württembergischen Sigmaringen geborene Kirchenmann hatte das Bistum Mainz, das Teile der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen sowie Baden-Württembergs umfasst, von 1983 bis 2016 rund 33 Jahre lang geleitet. Von 1987 bis 2008 stand er zudem der Deutschen Bischofskonferenz vor. Im Jahr 2001 erhob ihn der damalige Papst Johannes Paul II. zum Kardinal.

AfD hielt er für nicht wählbar

In vielen Debatten bezog Lehmann klar Stellung – zum Beispiel mit seinem gemäßigt liberalen Kurs bei der Schwangeren-Konfliktberatung und bei wiederverheirateten geschiedenen Katholiken. Beunruhigt zeigte sich Lehmann über die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD), er hielt sie aus christlicher Sicht nicht für wählbar. Für seine Verdienste um die Verständigung zwischen den christlichen Kirchen ehrte ihn die Evangelische Kirche in Deutschland 2016 als ersten katholischen Träger mit der Martin-Luther-Medaille.

Im Mai 2016 war Lehmann mit 80 Jahren in den Ruhestand gegangen. Aus Altersgründen hatte er den Papst darum gebeten, seinen Dienst zu beenden. Im August 2017 trat Kohlgraf seine Nachfolge als Bischof an. Nach seinem Schlaganfall war Lehmann zunächst in einem Krankenhaus behandelt worden. Seit Dezember 2017 wurde er schließlich zu Hause in Mainz versorgt. Nach Angaben seines Nachfolgers im Amt des Bischofs, Peter Kohlgraf, hatte er zuletzt selbst signalisiert, dass er sich "auf den Weg macht". (APA, AFP, 11.3.2018)