Chisinau – In Moldau hat Justizminister Alexandru Tanase am Sonntag seinen Rücktritt bekanntgegeben. Ein privater TV-Sender hatte zwei Tage davor ein kompromittierendes Telefongespräch zwischen dem Minister und dem wegen Geldwäsche zu langjähriger Haft verurteilten Unternehmer Wjatscheslaw Platon zum sogenannten "Jahrhundertdiebstahl", bei dem Banken um eine immense Summe gebracht wurden, ausgestrahlt.

Das etwa 20-minütige Telefongespräch stammt aus dem Jahr 2015, als Tanase noch Präsident des Verfassungsgerichts war und der umstrittene Geschäftsmann Platon noch auf freiem Fuß. Es betrifft den Coup, bei dem drei moldauische Banken im Zeitraum von 2012 bis 2014 um mehr als eine Milliarde Dollar geprellt wurden, die mutmaßlichen Drahtzieher sowie die Untätigkeit der moldauischen Justizbehörden in dem Fall Causa.

Wie alte Bekannte

Im Gespräch duzen sich Tanase und der 2017 zu 18 Jahren Haft verurteilte Platon wie alte Bekannte. Platon hebt dabei die Verstrickungen etlicher moldauischer Spitzenpolitiker, allen voran der umstrittene Vorsitzende der regierenden Demokraten (PDM), Vlad Plahotniuc, sowie die offenkundige Untätigkeit der Justizbehörden hervor. Platon zufolge soll der Oligarch Plahotniuc mit einem Teil des von der staatlichen Sparbank gestohlenen Geldes sogar ein signifikantes Anteilspaket an einem anderen Finanzinstitut, der Victoriabank, erworben haben.

Tanase bestätigte inzwischen in einem Beitrag auf Facebook, Platon tatsächlich "seit Jahren" zu kennen, dieser sei schließlich "ein Parlamentskollege" gewesen. Die Brisanz des Telefonats bestritt der angeschlagene Justizminister indes: Es biete "wahrlich nichts Interessantes". Er habe sein Regierungsamt allerdings nicht angetreten, um "zur Zielscheibe" zu werden, und trete daher zurück, schrieb der 47-jährige Jurist und Politiker. (APA, 11.3.2018)