In der Ostghouta bei Damaskus ist die Schlacht in ihre letzte Phase gegangen: Dem Assad-Regime ist es gelungen, die von Rebellengruppen kontrollierte Enklave in drei Bereiche zu teilen, die wahrscheinlich nicht mehr lange zu halten sein werden. Bashar al-Assad wird danach bei weitem noch nicht ganz Syrien kontrollieren, wie er es in Aussicht gestellt hat, aber wieder ein Stück mehr. Sieben Jahre nach Ausbruch der ersten Proteste, die zum Krieg in Syrien führten, ist klar: Assad wird diesen Krieg gewinnen.

Zum Kampf um die Ostghouta lässt sich eines mit Gewissheit feststellen: Das Leiden der Zivilbevölkerung in den seit Wochen ohne Unterlass bombardierten Gebieten wird nicht nur in Kauf genommen, es ist Teil der Kriegsstrategie des Regimes: Erschöpft und zermürbt werden die Überlebenden alles in Kauf nehmen, was danach kommt. Die Hölle, durch die die Menschen gehen, ist aber auch auf Rebellenseite ein Mittel der Kriegsführung, in der Propagandaschlacht, die den echten Krieg begleitet. Würde sich die Offensive Assads nur gegen islamistische Kämpfer richten, ohne Bilder von verstörten, verletzten, toten Kindern und Frauen, würde sie medial viel weniger wahrgenommen.

Damaskus und Moskau behaupten, dass die Rebellen aus diesem Grund die Zivilisten an der Flucht hindern; die Rebellen wiederum sagen, die Menschen würden aus Furcht vor der Rache des Regimes nicht fliehen wollen. Das erinnert stark an die letzte Phase der Schlacht um Ostaleppo im Dezember 2016. Es ist jedoch nicht die einzige Parallele. Auch diesmal ist die Rechtfertigung Assads und seiner Verbündeten die Präsenz von Extremisten – "Terroristen" – unter den Rebellen und der Umstand, dass beide zusammenarbeiten.

Versagen der internationalen Gemeinschaft

Die "New York Times", der niemand eine Parteinahme für Assad vorwerfen wird, meldete am Samstag den Abzug einer kleinen Gruppe von Kämpfern, die der Gruppe Hay'at Tahrir al-Sham (HTS) angehören – die sich als Nusra-Front noch offen zu Al-Kaida bekannte -, aus der Ostghouta. Auch andere Abzugdeals sollen in Verhandlung sein, offenbar auch auf Druck von Zivilisten. Wie aus anderen, bereits früher vom Regime zurückeroberten Gebieten könnten sich die Kämpfer nach Idlib zurückziehen, um der Zivilbevölkerung wenigstens die letzten Stunden der Schlacht, des Schlachtens, zu ersparen.

Wie Ostaleppo dient die Ostghouta heute wieder als Symbol für die Untätigkeit, für das totale Versagen der internationalen Gemeinschaft. Damit ist gemeint, dass niemand in die laufende Schlacht eingreift. Kaum jemand wagt es zu sagen, dass das Versäumnis schon früher stattgefunden hat: Denn dass sich das Regime, sobald es Ressourcen frei hat, gegen die Ostghouta wenden wird, war leicht auszurechnen.

Nicht nur, dass von dort immer wieder Damaskus beschossen wird, das Gebiet ist auch wichtig für die Wasserversorgung der Hauptstadt. Die Katastrophe hat sich also lange angekündigt – und es sind keine Versuche von jenen Kräften oder Ländern, die die Rebellen unterstützen und ausrüsten, bekannt, sie zu verhindern.

Das schmälert nicht die Verantwortung des Regimes und seiner Unterstützer – für die Ostghouta und für den gesamten Krieg. Aber der Zynismus ist auf allen Seiten angesiedelt. Der Tod von Zivilisten ist eine Währung in diesem Krieg, und keiner scheut sich, damit Geschäfte zu machen. (Gudrun Harrer, 11.3.2018)