Ein Espresso vertreibt Müdigkeit: Jugendliche in Süditalien

Foto: istockphoto

Cappuccino zum Frühstück, Espresso nach dem Essen: Für viele Italiener gehört reichlich Kaffee zum Alltag. Dem Klischee entsprechend folgen Jugendliche dem Vorbild ihrer Eltern und genießen das Getränk – nicht immer in Maßen, wie eine in Foggia durchgeführte Studie zeigt. Demnach konsumieren – je nach empfohlenem Richtwert – 21 bis 46 Prozent von ihnen bedenkliche Mengen Koffein.

Die Mediziner um Angelo Campanozzi von der Universität Foggia befragten 1.213 Schüler aus der süditalienischen Stadt im Alter von zwölf bis 19 Jahren zu ihrem Koffein-Konsum. Drei Viertel gaben an, täglich koffeinhaltige Getränke zu konsumieren, wie die Forscher im Fachblatt "Acta Paediatrica" schrieben. 818 Schüler tranken mindestens einen Kaffee pro Tag, 316 konsumierten täglich koffeinhaltige Limonaden, 24 Energy-Drinks.

Weil Koffein unter anderem zu Nervosität, innerer Unruhe und Schlafstörungen führen kann, gibt es Empfehlungen, welche Mengen Jugendliche täglich maximal konsumieren sollten. Die Amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP) nennt den Wert von 100 Milligramm. Eine Tasse Filterkaffee enthält nach Angaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) rund 90 Milligramm Koffein. In einem Espresso ist mit 60 Milligramm etwa so viel Koffein enthalten wie in einer Dose eines Energy-Drinks.

Koffein-Richtwerte ermitteln

Legt man den Ergebnissen den Richtwert der AAP zugrunde, konsumierten 46 Prozent der Schüler zu viel Koffein. 21 Prozent waren es, wenn man den Wert der EFSA berücksichtigt – drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Erwachsene können laut EFSA 400 Milligramm Koffein täglich ohne Sorge zu sich nehmen – mit Ausnahme von schwangeren Frauen, für die ein Richtwert von 200 Milligramm empfohlen wird.

Die Wissenschafter in Foggia wissen darauf hin, dass ihre Ergebnisse nicht auf Gesamt-Italien übertragbar sind. Die Resultate beruhten außerdem auf nicht überprüfbaren Angaben der Befragten – der tatsächliche Koffein-Konsum könne höher oder aber niedriger liegen.

Es gebe allgemein wenige Erkenntnisse zum Koffein-Konsum von Heranwachsenden und den damit verbundenen Konsequenzen, bemängeln die Wissenschafter. "Wegen der möglicherweise schädlichen Effekte wäre es angebracht, Kinder und Jugendliche davon abzuhalten, zu viel Koffein zu konsumieren", schrieben sie.

Was noch anregt

Koffein ist natürlicher Bestandteil von Kaffee- und Kakao-Bohnen, Teeblättern oder Guarana-Kernen. Es stimuliert das zentrale Nervensystem, erhöht die Wachsamkeit und verringert die Schläfrigkeit bereits in geringen Mengen, wie die EFSA schreibt. Der Körper nimmt Koffein demnach schnell auf, die Wirkung zeigt sich etwa nach 15 bis 30 Minuten.

Forscher untersuchen schon lange, ob und wie viel Kaffee gesund ist. Schätzungen zufolge werden jeden Tag weltweit 2,25 Milliarden Tassen getrunken. Im vergangenen Jahr gab die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) bekannt, dass sich ein erhöhtes Krebsrisiko durch Kaffee nicht belegen lasse. Zudem deuten Studien darauf hin, dass moderater Kaffeegenuss gesundheitliche Vorteile haben könnte – und etwa das Risiko für Diabetes Typ 2 senkt. (APA, 12.3.2018)