Istanbul – Trotz des Ausnahmezustands in der Türkei sind am internationalen Frauentag in Istanbul mehrere Tausende Menschen für Frauenrechte und gegen männliche Gewalt auf die Straße gegangen. Die Demonstration auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi am Donnerstagabend war der größte alternative Protestmarsch seit langem im Zentrum der Millionenmetropole.

Die Polizei griff nicht ein, wie dpa-ReporterInnen berichteten. Die Demonstration war – anders als die Gay Pride in Istanbul im vergangenen Sommer – nicht verboten worden.

Unter die bunte Menschenmenge, die am Donnerstagabend dem Regen trotzte, hatten sich auch Lesben, Schwule und Transsexuelle gemischt. Teilnehmerinnen trugen lila Hexenhüte und Hexenbesen. Sie demonstrierten mit Sprüchen wie "Rapunzel, schneide deine Haare, soll der Kerl doch die Treppe hochlaufen" oder "Aschenputtel, geh nicht zum Ball, komm' du auch zum 8. März". Auf anderen Schildern stand "Staat, nimm deine Hände von meinem Körper" oder "Ich will keinen Prinzen auf einem weißen Pferd".

Vibrator statt Diktator

Regierungskritische Parolen blieben bei der Demonstration in Istanbul weitgehend aus, nur vereinzelt gab es Anspielungen auf Präsident Recep Tayyip Erdogan. Teilnehmerinnen skandierten etwa "Tayyip, lauf schnell weg, die Frauen kommen". Auf einem Transparent war zu lesen: "Wir wollen einen Vibrator, keinen Diktator".

In der westtürkischen Metropole Izmir versammelten sich mehrere Hundert DemonstrantInnen zum Weltfrauentag. Dort blockierte die Polizei allerdings einen Protestmarsch, wie eine dpa-Reporterin berichtete. Zu Zusammenstößen kam es aber auch in Izmir nicht. Nach dem Putschversuch im Juli 2016 hatte Erdogan den Ausnahmezustand verhängt, der bis heute andauert. Im Ausnahmezustand sind Grundrechte wie das Recht auf Versammlungsfreiheit eingeschränkt. (APA, 12.3.2018)