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Bernd Hollerbachs Amtszeit beim Hamburger SV ist nach nur sieben Wochen zu Ende.

Foto: REUTERS/Michael Dalder

Hamburg – Heribert Bruchhagen? Abgesetzt! Jens Todt? Freigestellt! Bernd Hollerbach? Gefeuert! Die Chaostage beim Hamburger SV haben ihr nächstes Opfer gefordert. Vier Tage nach dem Vorstandsboss und dem Sportchef musste am Montag auch Trainer Hollerbach seinen Posten räumen. Für ihn soll Bundesliga-Neuling Christian Titz die Mission Impossible beim abgestürzten Traditionsklub übernehmen.

"Ich bin natürlich sehr enttäuscht", sagte Hollerbach dem "Hamburger Abendblatt". Kurios und bezeichnend: Er erfuhr von seinem Rauswurf angeblich erst, als die Nachricht längst die Runde machte. Der zuletzt immer planloser wirkende Klub bestätigte die Personalie erst am späten Nachmittag.

Titz dritter Trainer in dieser Saison

Unter der Führung des neuen Präsidenten Bernd Hoffmann hat der HSV damit binnen fünf Tagen die komplette Führungsmannschaft ausgewechselt. Sieben sieglose Wochen durfte Hollerbach beim HSV herumwursteln, die Rettung wurde ihm nach dem 0:6-Debakel bei Bayern München von Hoffmann und Frank Wettstein, dem kommissarischen Vorstandschef, nicht mehr zugetraut.

Stattdessen soll allem Anschein nach der bisherige U21-Coach Titz den Dino an den letzten acht Spieltagen doch noch vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte bewahren. Er wäre in dieser Saison nach Hollerbach und Markus Gisdol bereits der dritte Coach auf der HSV-Trainerbank – und Hamburgs allerletzter Trumpf im Bundesliga-Überlebenskampf.

Debüt gegen Hertha

Die Klubspitze im Schwebezustand, die Mannschaft zerstritten, die Fans zwischen Resignation und Aggression: Die Atmosphäre beim HSV ist momentan irgendwo zwischen vergiftet und hoch explosiv. Ob ausgerechnet der Bundesliga-unerfahrene Titz, inklusive Interimslösungen Trainer Nummer 16 seit 2008, für neue Ordnung im HSV-Wirrwarr der letzten Wochen und Monate sorgen kann, darf bezweifelt werden.

Dennoch klammern die Hanseaten ihre letzten Hoffnungen offenbar an den 46 Jahre alten gelernten Betriebswirt, der die HSV-Reserve an die Tabellenspitze in der Regionalliga Nord führte. Titz wird wohl am Dienstag sein erstes Training im Volkspark leiten und im Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen Hertha BSC erstmals auf der Bank sitzen. Dann besteht oberste Siegpflicht: Nach 13 Spielen ohne Dreier beträgt der Rückstand des HSV zum Relegationsplatz sieben Punkte.

Kein Sieg unter Hollerbach

Hollerbach, verdienter Ex-Profi der Rothosen, verzweifelte letztlich an dem ständigen Tohuwabohu in der Hansestadt – und an seinem Team. Unter dem früheren Linksverteidiger schaffte der HSV keinen einzigen Sieg und holte mickrige drei Punkte. Aus einem Punkt Rückstand zu Platz 16 wurden sieben.

Hollerbachs Vertrag lief noch bis 2019, der gelernte Metzger hätte den HSV im Falle des wahrscheinlichen Abstiegs wieder zurück ins Oberhaus führen sollen. Doch der von Bruchhagen und Todt ausgeheckte Plan ist längst obsolet. Der neue starke Mann Hoffmann hatte bereits am Donnerstag den kompletten "Neuanfang" ausgerufen und damit wie Wettstein den Anfang vom Ende Hollerbachs eingeleitet. (sid, 12.3.2018)