Paris – Das "kleine Schwarze" machte ihn bekannt. Für den Film "Frühstück bei Tiffany" schneiderte der Modedesigner Hubert de Givenchy Anfang der 1960er-Jahre der Schauspielerin Audrey Hepburn ein schwarzes Kleid auf den Leib, das so schnell nicht vergessen werden sollte. Begonnen hatte die Zusammenarbeit der beiden 1954 mit dem Film "Sabrina". Der französische Designer, der 1951 nach ersten Erfahrungen bei der Designerin Elsa Schiaparelli ein eigenes Modehaus gegründet hatte, entwarf für Hepburn einen bodenlangen Traum in Weiß. Ein Auftrag mit Konsequenzen: Die Schauspielerin bestand daraufhin gegenüber den Filmstudios, nur noch in Kleidern von Givenchy aufzutreten.

Der Designer Hubert de Givenchy im Jahr 2010.
Foto: APA/AFP/CARL DE SOUZA

Givenchy und Hepburn

Der Designer designte für sie später nicht nur privat zahlreiche Kleider, sondern widmete ihr auch schon 1957 ein Parfum, mit dem er den Grundstein für eine äußerst erfolgreiche Parfumsparte legte. Für ihn verkörperte die zierliche, elegante Hepburn sein Frauenideal. Gegen Ende seiner Karriere erklärte de Givenchy noch einmal seine besondere Verbindung zur Schauspielerin: "Sie hatte erstens die Figur eines Mannequins, dann hatte sie früher Ballettunterricht, sie wusste also, wie man sich bewegt, wie man geht. Sie hatte Klasse."

Givenchy entwarf das kleine Schwarze für Audrey Hepburn in "Frühstück bei TIffany".
Foto: imago/granata images
Der Modeschöpfer mit Audrey Hepburn und Victor Skrebneski im Jahr 1991.
Foto: apa/afp/guillaud

Dabei hatte Givenchy die Modewelt in seinen Anfängen ordentlich vor den Kopf gestoßen. Als der Modedesigner mit gerade einmal 24 Jahren sein Atelier eröffnete und im Februar 1952 seine erste Kollektion vorstellte, war die Modewelt schockiert: Während andere Couturiers in hochwertigen Stoffen schwelgten, präsentierte der Newcomer eng sitzende Jerseykleider und (durchaus aus Kostengründen) Roben aus Baumwolle.

Auf den ersten Schreck folgte der Erfolg. Innerhalb kürzester Zeit wurde Givenchy für eine junge Frauengeneration einer der beliebtesten Designer. Er setzte auf große Volants und Rüschen, bekannt wurde er 1952 für seine exaltierte "Bettina-Bluse", benannt nach seinem damaligen Starmannequin Bettina Graziani. Nach Cristobal Balenciagas Rückzug aus der Modewelt im Jahr 1968 galt de Givenchy als "König der Haute Couture". Der Geschäftsmann Givenchy stellte in den Jahrzehnten darauf sein Modehaus breitestmöglich auf.

Rückzug

Mitte der 1980er-Jahre vergab man rund 180 Lizenzen, Givenchy machte nun nicht nur in Damenmode und Parfum, sondern auch in Herrenmode, Schuhen, Inneneinrichtung. Das tat der Marke nicht immer gut.

Vor mehr als einem Vierteljahrhundert zog sich der Modedesigner Stück für Stück zurück. 1988 verkaufte er sein Unternehmen an den französischen Luxuskonzern LVMH, 1995 ging die letzte Modenschau mit einem großen Spektakel über die Bühne. Hubert de Givenchy, einer der Grandseigneurs der Mode, verabschiedete sich wie immer im weißen Arbeitskittel.

In den letzten Jahren meldete sich de Givenchy immer wieder mit abfälligen Bemerkungen über die heutige Modewelt, deren Kaprizen er nicht mehr nachvollziehen konnte, zu Wort.

Der Gründer des Mode- und Kosmetikkonzerns starb am Samstag im Alter von 91 Jahren. (Anne Feldkamp, 12.3.2018)

Givenchy im Jahr 1957, ...
Foto: apa/afp/STF
... 1991 mit Yves Saint-Laurent.
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Im Jahr 2002 mit Supermodel Iman.
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