Was dem gelernten Österreicher besonders ans Gemüt geht: Ein Robert-F.-Hammerstiel-Foto zeigt die Wahrheit.


Foto: Robert F. Hammerstiel

Salzburg – Die Zukunft der Fotosammlung des Bundes im Museum der Moderne ist nicht geklärt, immer wieder ist die Rede davon, das mehr als 22.000 Werke umfassende nationale Bild- und Mediengedächtnis von Salzburg abzuziehen. Zeitlich deckt es die Zeit von 1945 bis zur Gegenwart ab, jetzt zeigt das MdM eine um etliche Exponate erweiterte Ausstellung, die zuvor in der Wiener Albertina zu sehen war.

Österreich. Fotografie 1970–2000, so der Titel, bereichert die erwähnte Sammlung des Bundes mit eigenen Beständen. Als Folge des kulturellen Aufbruchs nach 1968 begann Anfang der 1970er-Jahre in der Kunstszene ein frischer Wind zu wehen. Ein zentraler Begriff, an dem sich viele damalige Jungspunde abarbeiteten, war "Heimat". Einerseits kam es zu einer Neubewertung der historischen Verstrickung der älteren Generation in Ständestaat, Austrofaschismus, Bürgerkrieg und Nationalsozialismus. Andererseits wurden unterschiedliche Milieus, dazu neue Lebensentwürfe und freche Subkulturen als Kritik an den alten verkrusteten Strukturen, dem "Muff von 1000 Jahren", selbstbewusst präsentiert.

Heimat wurde zur Anti-Heimat, zur Kritik eines idyllischen Trugbildes. Manche Künstler fokussierten sich auf das direkte Lebensumfeld, auf regionale Eigenheiten und Identitäten. Insgesamt präsentiert die Schau Arbeiten von 24 Fotografen: darunter Leo Kandl (mit seinen Porträts aus den Wiener Weinhäusern und Branntweinstuben), Lisl Ponger, Friedl Kubelka, Valie Export, Gerhard Roth, Heimrad Bäcker, Robert F. Hammerstiel oder Peter Dressler. Ebenfalls vertreten ist mit Heinz Cibulka der Chronist des Wiener Aktionismus, der in seinem Werk vom Einzelbild zu Bildgruppen, Collagen und "Bildgedichten" gelangt ist.

Reich an Zitaten entstehen vielfältige Beziehungen innerhalb der einzelnen Fotos. Ein Werk der permanenten Bewegung hinterlässt Bodo Hell. Grenzgänge zwischen Fotografie und Film, Experiment und anarchischem Spaß, die den rastlosen Flaneur Anfang der 1980er-Jahre zu in der Serie Stadtschrift gesammelten Aufnahmen von Straßen- und Hausschildern entlang der Wiener Autobuslinie 13A inspirierten. (Gerhard Dorfi, 12.3.2018)