Wien – Stoßen Kolkraben an einer Futterstelle auf Probleme, geben sie spezielle Laute von sich, um Artgenossen zu Hilfe zu rufen. Forscher der Universitäten Wien und Cambridge berichten nun im Fachjournal "Frontiers in Zoology", dass die Vögel dabei auch Hinweise über ihr Alter und Geschlecht übermitteln. Das haben Analysen von Frequenz, Dauer und Lautstärke der Rufe gezeigt.

Der Ruf des Raben transportiert einiges an Information.
Foto: Georgine Szipl

Kolkraben sind die größten Singvögel Europas, auch wenn ihre Rufe weniger nach Gesang als nach Gekrächze klingen. Die klugen Vögel verfügen aber über ein erstaunlich breites Repertoire an über 30 Lautäußerungen: mehrsilbige Laute, die an Grunzen ebenso erinnern wie an Rülpsen, Knarren, Sirren oder Xylofonklänge. Und sie machen mitunter auch andere Tiere nach.

Die meisten Studien über die Eigenschaften von Rabenrufen haben sich bisher auf das Erkennen von bekannten Individuen konzentriert. "Bis jetzt ist jedoch noch wenig darüber bekannt, welche Informationen zusätzlich auch für unbekannte Individuen übermittelt werden", sagte der Biologe Markus Böckle.

Gefahrenevaluation

Gemeinsam mit Kollegen hat er nun eine freilebende Population von Kolkraben (Corvus corax) bei einer Wildschwein-Futterstelle im Cumberland Wildpark Grünau im Almtal beobachtet und gefilmt. Anschließend wurden die speziellen Futter-assozierten Laute identifiziert, analysiert und das Verhalten von Artgenossen auf diese Rufe beobachtet.

"Raben verwenden diese Rufe hauptsächlich dafür, um auf Futterstellen hinzuweisen. Gleichzeitig werden jedoch noch zusätzliche Informationen an die hörenden Raben weitergegeben", so Böckle, der am Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien und an der Universität Cambridge tätig ist. So werden offenbar mit den Futterlauten Information über Alter und Geschlecht der Rufer übermittelt. Dadurch können Artgenossen den Grad an Konkurrenz um Futter oder mögliche Gefahren an der Futterstelle besser einschätzen und entscheiden, ob sie zur Futterstelle fliegen sollen oder nicht.

Video: Wildschweine bringen Aufruhr in die Rabenkommunikation.
Georgine Szipl

Für die alters- und geschlechtsspezifischen Variationen der Rufe sind offensichtlich mehrere Faktoren verantwortlich, etwa Größenunterschiede zwischen Tieren unterschiedlichen Alters und Geschlechts oder hormonelle und neuronale Differenzen zwischen Männchen und Weibchen. "Spannend dabei ist, dass Rufe, die sich auf Objekte in der Außenwelt beziehen, oft als Vorläufer von Sprache betrachtet werden können", so Böckle. (APA, red, 13.3.2018)