Der Hüttendrop gilt als Markenzeichen des Bikeparks Serfaus-Fiss-Ladis. Und ist zugleich einer der spaßigsten Sprünge.

Foto: Gerhard Berger

Im ganzen Park kommen Anfänger und Fortgeschrittene auf ihre Kosten.

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Wer es natürlicher mag, wird auf den schwarzen Lines fündig.

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Innsbruck – Das Radfahren als Skifahren des Sommers: Nirgends wird diese Idee so konsequent umgesetzt wie in Serfaus-Fiss-Ladis. Dort ist in den vergangenen fünf Jahren ein Bikepark entstanden, der sich ganz den Familien verschrieben hat. Die Region gilt als alpines Mekka für Vater-Mutter-Kind-Tourismus, umso überraschender ist es, dass in dieser Philosophie auch ein Extremsportangebot Platz hat.

Jackson Goldstone hat die Region Serfaus-Fiss-Ladis zusammen mit seinem Vater erkundet. Und für gut befunden.
Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis

Wer das Plateau im Tiroler Oberland kennt, weiß, dass die Touristiker keine halben Sachen machen. So verkehrt Österreichs einzige U-Bahn außerhalb Wiens im Dorf Serfaus, und als Geschichtenschreiber für den Erlebniswanderweg fungiert keine PR-Agentur, sondern Thomas Brezina höchstpersönlich. So ist es nur konsequent, dass man als Angebot für die jugendliche Zielgruppe zwischen elf und 18 Jahren, die noch mit den Eltern urlaubt, einen Bikepark gebaut hat, der zum Besten zählt, was es in Österreich in Sachen Mountainbiken gibt.

"Unsere Zielgruppe sind und bleiben die Familien mit Kindern und Einsteiger", erklärt Christian Zangerl, der Park-Manager in Serfaus-Fiss-Ladis. Diese Ausrichtung funktioniert seit gut fünf Jahren blendend. Es sind vor allem Gäste aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, die sich im Sommer auf den Trails tummeln. "Viele von ihnen kennen uns aus dem Winter", sagt Zangerl. In Österreich ist das Hochplateau weniger bekannt, dabei zählt es zu den besten Urlaubsdestinationen im Alpenraum.

Bikepark als Familienangebot

Der 2013 entstandene Bikepark ist nur ein Baustein im mannigfaltigen Familienangebot der drei Ortschaften, die sich als eine Destination vermarkten. Daher war es von Anfang wichtig, dass hier kein Ort der Extreme ensteht, sondern ein niederschwelliges Angebot für sportliche Familien. Dem tragen die Trails Rechnung.

Die blauen Lines, die sich an Anfänger und Kinder richten, wurden so gebaut, dass wirklich jeder, der das Radfahren beherrscht, sie ohne Probleme ausprobieren kann. Das Equipment dazu wird im Bikepark-Shop an der Talstation der Waldbahn in Fiss zum Verleih angeboten. Zugegeben, ein Familienausflug in den Bikepark ist ein teures Vergnügen, wenn man die Ausrüstung dafür nicht selbst besitzt. Ein Erwachsener bezahlt für Rad und Schutzmontur 106 Euro pro Tag, Jugendliche 66 Euro. Dazu kommt noch das Ticket mit 37,50 Euro beziehungsweise 29 Euro für Jugendliche.

Auch beim jährlichen Mountainbike-Festival Anfang August dreht sich alles um den radelnden Nachwuchs.
Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis

Der Vergleich zum Skifahren ist allein von den Preisen her durchaus legitim. Der Spaßfaktor ist jedoch noch um ein Vielfaches höher. Es ist erstaunlich, wie schnell Kinder sich am Trail wohlfühlen. In Serfaus-Fiss-Ladis wird der Einstieg besondern leicht gemacht. Im Bereich der Talstation können Anfänger und Kinder erste Versuche am Bike wagen. Die Übungsparcours und der große Pumptrack bieten die perfekten Voraussetzungen, um stressfrei erste Runden zu drehen.

Kindertaugliche Trails

Wer sich sicher genug fühlt, kann die ersten blauen Trails in Angriff nehmen. Analog zum Skifahren werden die Schwierigkeitsstufen der Strecken in Farben angegeben: Blau für Anfänger, Rot für Fortgeschrittene, Schwarz bleibt den Profis überlassen. Im familienfreundlichen Serfaus-Fiss-Ladis wurde besonderes Augenmerk auf die blauen Trails gelegt. Mit Erfolg: Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass schon Sechsjährige, die halbwegs Rad fahren können, hier auf ihre Kosten kommen. Generell wird empfohlen, mit Kindern ab zehn im Bikepark zu fahren.

Wer mit seinen Kindern im Bikepark unterwegs ist, darf nicht zu zimperlich sein. Stürze und kleinere Blessuren gehören dazu. Doch mit der richtigen Ausrüstung ist gefahrloser Radfahrspaß möglich. Die Trails im Bikepark eigenen sich perfekt dazu, den Nachwuchs auf erste Fahrten im freien Gelände vorzubereiten. Und auch das bietet die Region im Tiroler Oberland. So liegt der Fokus seit dem Vorjahr nicht auf dem Ausbau des Parks, sondern auf dem Trailangebot in den umliegenden Bergen.

Neben Parkspaß bietet Serfaus-Fiss-Ladis auch Trails im Hochgebirge, die ihresgleichen suchen. Dieses Angebot wird 2018 noch erweitert.
Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis

In der kommenden Saison wird es zwei neue Trails im hochalpinen Gelände geben. Schon bisher gab es mit dem Frommestrail ein solches Angebot, das am Bergkamm oberhalb der Ortschaften mit atemberaubenden Panorama startete und bis hinunter nach Ladis führt. Der wird nun ausgebaut und künftig als reiner Biketrail zur Verfügung stehen – das Konzept des Shared Trail hat sich wegen der hohen Frequenz an Wanderern und Bikern nicht bewährt. Darüber hinaus wurden mit dem Scheid-Trail in Serfaus und dem Zirben-Trail in Fiss zwei neue Wege außerhalb des Parks geschaffen, die ab 2018 für Biker offen stehen.

Die Region war seit jeher als Geheimtipp für Biker bekannt, wegen der zahlreichen traumhaften Trails im hochalpinen Gelände jenseits der Baumgrenze. Weil sich diese Nutzung aber mit dem stetig wachsenden Wandertourismus spießte, war der Bikepark ein Instrument, um die Besucherströme zu lenken. Mit Erfolg, wie Zangerl erklärt: "Wir haben im Sommer 10.000 Leute am Berg. Mit den getrennten Trails für Wanderer und Biker funktioniert das nun sehr gut." Wer lieber auf Trails unterwegs ist, für den gibt es ab 2018 auch ein eigenes Trailticket, das den Radtransport in anderen Bahnen ermöglicht, abseits des Bikeparks.

Farben als Gradmesser

Herzstück des Bikeangebots bleibt aber der Park. Und der bietet neben den spaßigen blauen Lines auch rote und schwarze Trails für versiertere Fahrer. Die Strada del Sole, die Jumpline mit mehr als 40 Sprüngen, gilt dabei als Aushängeschild. Sie bekommt 2018 mit der Supernatural 2.0 eine Partnerin zur Seite, die ebenso flowigen Abfahrtsspaß auf gebauter Piste verspricht. Die roten Lines sind zwar auch für Einsteiger fahrbar, weil man auf Doubles großteils verzichtet und so gut wie alle Sprünge mit Tables überrollbar gemacht hat, aber die Geschwindigkeit ist deutlich höher. Daher sollte man sich erst auf diese Strecken wagen, wenn man mit dem Tempo, das dort gefahren wird, mithalten kann.

Wer es natürlicher mag, kommt mit der Kill Bill und der Downhill-Rennstrecke auf seine Kosten. Die beiden schwarzen Abfahrten gelten als spaßig und naturbelassen. Die Hindernisse und Features sind allesamt so gebaut, dass sie für halbwegs versierte Biker problemlos zu meistern sind. Notfalls gibt es auch allerorts Chicken Lines. Doch das tolle am Bikepark in Serfaus-Fiss-Ladis ist, dass er für fast jeden die Möglichkeit bietet, sich weiter zu verbessern.

Wer gern besser springen würde, der kann sich an der Drop-Batterie, dem Hüttendrop und schließlich dem rund vier Meter hohen Walddrop hocharbeiten. Auch Speedjumps sind zur Genüge und in allen Größen zu finden. Das niederschwellige Angebot macht es möglich, dass die ganze Familie auf ihre Kosten kommt: von der ersten Runde auf einem Trail bis hin zum ersten großen Sprung.

Neue Bodenmischung für 2018

Um den Fahrspaß zu garantieren, wird permanent an den Strecken gebaut. Serfaus-Fiss-Ladis hat sich binnen kurzer Zeit den Ruf als einer der am besten gewarteten Bikeparks erworben. Täglich sind mindestens vier Shaper im Einsatz. Und Manager Zangerl hat 2017 viel mit dem Untergrund experimentiert. Denn loser Schotter, der sich mit der Zeit aus dem Boden löste, machte den Streckenbauern zu schaffen. So werden die Trails jeden Morgen an neuralgischen Stellen ausgekehrt, um diesen lästigen Schotter loszuwerden. "Wir haben lange auf den blauen und roten Strecken getüftelt", erzählt Zangerl, "aber nun haben wir eine Mischung gefunden, die unseren Anforderungen entspricht." Diese neue Mischung kommt bereits zum Einsatz und ist eine echte Verbesserung, was Grip und Fahrspaß angeht.

Die Ausrichtung als Familiendestination zeigt sich auch bei der größten Bike-Veranstaltung des Jahres. Beim Mountainbike-Festival Serfaus-Fiss-Ladis dreht sich eine Woche lang alles um den Nachwuchs. Bei diversen Rennformaten und Bewerben messen sich Kinder und Jugendliche aus aller Welt. Der Event zählt mittlerweile zu den besten Nachwuchsveranstaltungen im Mountainbike-Segment und lockt hunderte Teilnehmer an. Im Vorjahr machte auch das berühmteste Kind auf einem Mountainbike, Jackson Goldstone, in Serfaus-Fiss-Ladis Station. Und sein Fazit fiel eindeutig aus, wie im Video zu sehen ist. Wer nun ebenfalls Lust bekommen hat, mit seinem Nachwuchs die Trails zu shredden: Am 8. Juni öffnet der Park wieder seiner Pforten. (Steffen Arora, 13.3.2018)

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