Wien – Die ungarischen Linksparteien wollen keine Kooperation mit der Rechtspartei Jobbik auf Parteiebene. Das sagte der gemeinsame Spitzenkandidat der Sozialisten (MSZP) und der Kleinpartei Dialog (PM), Gergely Karacsony, am Dienstag vor Journalisten in Wien. "Der Feind von meinem Feind ist nicht mein Freund", betonte er.

Jobbik ist im ungarischen Parlament die zweitgrößte Oppositionspartei nach der MSZP, liegt jedoch in Umfragen vor allen Linksparteien. Die ursprünglich rechtsradikale Formation versucht sich in jüngerer Zeit als gemäßigte, konservative "Volkspartei" zu präsentieren, was im Rest der politischen Landschaft bisher eher auf Skepsis stieß. Allerdings hatte es auch bereits punktuelle politische Kooperationen gegeben.

Sieg in Fidesz-Hochburg

In Ungarn hatte etwa jüngst die Bürgermeister-Nachwahl in der südostungarischen Stadt Hodmezövasarhely für Aufregung gesorgt: Dort hatte nämlich ein Kandidat, der von mehreren Oppositionsparteien – darunter MSZP und Jobbik – unterstützt worden war, gegen den Kandidaten der Regierungspartei Fidesz gewonnen. Die Stadt galt bisher als Fidesz-Hochburg.

Darauf spielte Karacsony auch an, als er auf das Video verwies, den Ungarns Kanzleiminister Janos Lazar in der Vorwoche auf Facebook gestellt hatte. Darin warnte der Minister, der auch Parlamentsabgeordneter des Wahlkreises um Hodmezövasarhely ist, davor, dass Ungarn auch so "gefährlich" und "schmutzig" wie Wien werde, wenn man die Migration zuließe. "Lazar ist vor dem Zorn des ungarischen Volkes (bei der Wahl in Hodmezövasarhely, Anm.) so erschrocken, dass er bis nach Wien gerannt ist", ätzte Karacsony.

"David gegen Goliath"

Der Kandidat sah im Wahlkampf gegen Fidesz einen Kampf "David gegen Goliath": "Fidesz ist natürlich Goliath, das große Ressourcen hat; David hat aber recht und gewinnt", gab er sich zuversichtlich. In Umfragen führt die Partei von Regierungschef Viktor Orban bisher deutlich vor allen anderen Parteien.

Karacsony warnte vor der "Krankheit" des Orbanismus, die den ganzen Kontinent bedrohe: "Der Orbanismus ist eine Krankheit in Europa, die immer mehr Länder infiziert. Dafür gibt es auch in Österreich Anzeichen."

Kern: "Wir empfangen das andere Ungarn"

SPÖ-Chef Christian Kern, der Karacsony und MSZP-Chef Gyula Molnar nach Wien eingeladen hatte, verwies darauf, dass die FPÖ Orban als "Vorbild" ausgewählt habe. Außerdem habe es in jüngster Zeit einer "Besucherreigen" zwischen Österreich und Ungarn gegeben, sagte er in Anspielung auf die Visite Orbans bei Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Wien sowie von Außenministerin Karin Kneissl und Innenminister Herbert Kickl (beide FPÖ) in Budapest.

"Wir empfangen das andere Ungarn", sagte Kern. Bei der am 8. April bevorstehenden Ungarn-Wahl gehe es "um viel: Nicht nur um ungarische, sondern auch um österreichische Interessen", betonte er. (APA, 13.3.2018)