Der Entwurf von Helmut Lang sieht heute noch genauso smart wie damals aus.

Foto: Heidi Seywald

Was für ein Schuh! Vorn spitz zulaufend, hinten ein schmaler Stöckel und obenauf ein neongelber PVC-Riemen. Rein gar nichts deutet darauf hin, dass diese rasant designten High Heels schon 16 Jahre alt sind. Im Gegenteil: Der Entwurf von Helmut Lang sieht heute noch genauso smart wie damals aus. Damals, im Herbst 2002, zeigte der Designsuperstar aus Österreich seine Frühjahrskollektion in Paris, Bestandteil der Präsentation: dieses Paar High Heels, von der Sohle bis zum PVC-Ring 19 Zentimeter hoch, von der Spitze bis zum Fersenstück 24 Zentimeter lang.

An dem Schuh lässt sich das Faible für die Kombination des Designers hochwertiger Materialien wie Leder mit Kunststoff, PVC oder Gummi ablesen. Mit minimalen Entwürfen wie diesen hatte Helmut Lang, Jahrgang 1956, von der Wiener Singerstraße aus (hier befand sich seine legendäre Boutique Bou Bou Lang) New York und dann die ganze Modewelt erobert. Und das als Autodidakt! Ende der 1990er-Jahre, auf dem Höhepunkt seiner Popularität, setzte der Österreicher die Vorverlegung der New Yorker Modewoche durch.

Eindeutiger Abschied

Doch dem strahlenden Erfolg folgten die Probleme. Im Jahr 2000 verkaufte Lang erste Anteile seines 1986 gegründeten Labels an Prada, 2004 schob er die restlichen Teile hinterher, bevor er 2005 seinen Vertrag mit dem italienischen Modeunternehmen kündigte.

Es folgte der Rückzug. So konsequent Helmut Lang seine Mode angegangen war, so eindeutig verabschiedete sich der Designer aus dem Business. Seither gibt es nur noch Helmut Lang, den Künstler, der sich in East Hampton seinen Skulpturen widmet.

2010, nachdem ein Feuer den Großteil seines Archivs zerstört hatte, machte Lang kurzen Prozess. Er veräußerte einen Teil seiner Kollektionen an 18 internationale Museen (darunter das Mak in Wien), rund 6000 in Mitleidenschaft gezogene Kleidungsstücke verarbeitete er zu Skulpturen. Seither können Stücke wie dieser High Heel im Helmut-Lang-Archiv des Mak besichtigt werden. Auch wenn man sie am liebsten einfach anziehen würde. (Anne Feldkamp, RONDO, 5.4.2018)

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