Charakterstark: Martin Gojers "Laurenc 2014", ein Lagrein, wie er früher hätte sein können.

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Weine werden immer wieder gerne als "charaktervoll" bezeichnet – besonders von den Produzenten selbst. Klar, wer gibt schon freiwillig zu, dass seine Gewächse eigentlich durch und durch charakterlos sind. Martin Gojer hingegen kann man durchaus als charakterstark bezeichnen, vielleicht sogar als eigenwillig – jemand, der nicht die Autobahn nimmt, sondern sich seinen Weg durchs Dickicht schlägt. Der ein wenig Abenteuer braucht, um das Leben zu spüren.

Der Winzer will keine Totgeburten, sondern wilde Wesen schaffen: Weine, die nicht dressiert sind, die Zeit und Freiraum hatten, Charakter zu entwickeln. Wie sein "Laurenc 2014", ein Lagrein, wie er früher hätte sein können.

In Steillagen oberhalb von Bozen bewirtschaftet Gojer nach biodynamischen Richtlinien seine Weinberge. Im Keller wird der Wein spontan mit einem Großteil der Kämme vergoren, um dann für mehr als zwei Jahre im großen Holzfass zu reifen. Wenig Schwefel, keine Schönung, keine Filtration. Das Ergebnis: ein kühler, fordernder Lagrein, der nichts mit jener Powidlabteilung zu tun hat, in der man die autochthone Sorte so gerne steckt. Eben ein Wein mit Charakter. (Christina Fieber, RONDO, 22.3.2018)