Der Betriebswirtschaftsforscher Harald Amberger ergründet den Einfluss von Steuern.

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Als sich Harald Amberger auf seinen Weg in Richtung höhere Bildung begab, war das Ziel noch nicht ganz klar. "Eigentlich hätte ich mich ja als Archäologe gesehen, aber dann habe ich für die Betriebswirtschaft Feuer gefangen", sagt der 29-Jährige, der vor kurzem in Anwesenheit von Bundespräsident Alexander Van der Bellen an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien "sub auspiciis praesidentis" promovierte. Das heißt, lauter Einser beziehungsweise "ausgezeichneter Erfolg" bei Matura, Bachelor, Master und Dissertation. Wenn auch eine Portion Glück mit dabei ist: Das schaffe man nicht ohne echtes Interesse, meint Amberger.

In seiner Sammeldissertation zeigt er, wie man sich mit der Forschungsfrage, welche Auswirkungen Steuern auf betriebliche Entscheidungen haben, auf höchst spannende Weise beschäftigen kann. Seine drei Papers, zum Teil geschrieben an der University of Iowa – einem ausgewiesenen Zentrum für Steuer- und Rechnungswesenforschung -, zeigen verhaltensökonomisch überraschende Ergebnisse.

Nach der reinen Theorie sei es wünschenswert, wenn die Steuerfrage neutral für betriebliche Entscheidungen wäre, sagt Amberger. "Aber dem ist nicht so." So konnte er in einem Laborexperiment nachweisen, dass in betrieblichen Entscheidungen Steuersätze systematisch überschätzt werden. Oder anders formuliert: Auch wenn Betriebe glauben, auf Basis eines geringen Steuersatzes weniger Steuern zu zahlen, wird die Steuerbasis, also die Bemessungsgrundlage, unterschätzt.

In einem zweiten Paper, in dem ihm sein archäologisches Faible zu Hilfe kam und er sich durch riesige Mengen an Daten grub, konnte Amberger zeigen, dass sich Unternehmen bei grenzüberschreitenden Investitionen bei der Wahl ihrer Rechtsform von steuerlichen Belangen blenden lassen. Konkret: Unternehmen lassen sich von steuerlichen Anreizen bei der Rechtsformwahl (Kapital- oder Personengesellschaft) leiten, was dazu führe, so die Ergebnisse von Ambergers Stichprobe, dass Profitabilität und Investitionen sinken.

In seiner dritten Untersuchung konnte Amberger nachweisen, dass Unternehmen, die Angst vor einer Betriebsprüfung haben, weniger Dividenden an ihre Anteilseigner auszahlen. Aus steuerpolitischer Sicht, so Amberger, könnte die Reduktion des steuerlichen Risikos, zum Beispiel durch einen Vorabbescheid oder eine Vorabauskunft des Finanzamtes, das Ausschüttungspotenzial erhöhen. Leider sei nach der Promotion wenig Zeit geblieben, um mit dem ehemaligen VWL-Professor Van der Bellen über diese Ergebnisse zu diskutieren, bedauert Amberger.

Weiteren Diskussionsstoff gibt es jedenfalls. Derzeit arbeitet der Betriebswirtschaftsforscher am Institut für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen an der WU Wien an ähnlichen Fragestellungen. Etwa an der Frage, welche Auswirkungen Donald Trumps große Steuerreform in den USA auf Österreich haben könnte. "Wahrscheinlich weniger Investitionen amerikanischer Firmen in Österreich und anderen Ländern", vermutet Amberger. Denn durch die Reform wurden steuerliche Anreize beseitigt, Gewinne und Kapital im Ausland zu belassen. Nicht zwangsläufig notwendige Auslandsinvestitionen dürften unterbleiben. Man wird sehen. (Norbert Regitnig-Tillian, 18.3.2018)